Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Nach wie vor ist das Thema gesundes Essen auch in der Politik aktuell. Der jüngste Vorschlag in Bezug auf Portionsgrößen lässt aufhorchen.

Bundestagskantine am Mittag

Wie jeden Wochentag stehen heute wieder vier Gerichte  in der Kantine des Abgeordnetenhauses zur Auswahl. Etwa Currywurst in arteigener Sauce und Pommes Frites. Das Gericht gibt es inklusive Konservierungsstoffe, Gluten und Milch — laut Deklaration der Zusatzstoffe. Für das gute Gewissen der Abgeordneten im Bundestag gibt es auch Vollkornpasta mit Zucchini in Rahm. Auch rustikales ist im Angebot. Die Currywurst würde ich persönlich nicht als besonders gesundes Essen bezeichnen. Aber da sind die Geschmäcker bekanntlich anders. Wie dem auch sei, die Speisekarte zeigt, dass auch unsere Abgeordneten ganz normal essen. Das sollte man im Hinterkopf behalten, wenn sich Politiker zum Thema Ernährung äußern. Der Vergleich, Wasser predigen, aber Wein trinken, liegt auf der Hand.
Kommen wir aber zur eigentlichen Schlagzeile in der Süddeutsche Zeitung. Die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft Julia Klöckner (CDU) will laut SZ kleinere Fertigpizzen. Die Logik dahinter: Fertigpizzen sind ungesund und damit die Bevölkerung nicht so viel ungesundes zu sich nimmt, sollen die Portionen geschrumpft werden. Da wundert sich nicht nur der Laie.

Gesundes Essen im Herbst

Gesundes Essen im Herbst

Appel für gesundes Essen

Die Konzerne sollen, wenn es nach Klöckner geht, weniger Salz und Fette verwenden. Freiwillig versteht sich, denn ein verpflichtendes Gesetz wird direkt mal ausgeschlossen. Mir ist allerdings nicht klar, wieso an dieser Stelle die Portionsgröße ins Spiel gebracht wird. Die Inhaltsstoffe, nicht aber die Größe machen gesundes Essen aus. Denken wir einfach mal den Vorschlag zu Ende. Selbstverständlich greift die Industrie den Vorschlag mit den kleineren Portionen sofort auf. Die werden dann zum selben Preis verkauft, oder sind auf 100 g gerechnet teurer als die früheren Portionen. Man kennt das bereits von den Seniorenportionen bei der Tiefkühlkost. Es gibt eine Mikroportion Spinat mit Blub, wo nur der Preis wirklich satt macht.
Wie dem auch sei, die Industrie kann dann bei den zu erwartenden Verbraucherbeschwerden auf die Politik verweisen. Schließlich sei man ja nur dem Wunsch nach gesunden Essen der Frau Ministerin nachgekommen. Für den Konsumenten, der von einer kleineren Pizza nicht satt wird, bedeutet es, eine zwei zu kaufen. Beide zusammen sind dann möglicherweise größere als die bisherige. Ergebnis: man isst mehr und nimmt zu. Also keine wirklich grandiose Idee, um gesundes Essen zu fördern.
Besser wäre es, man würde endlich die in vielen Ländern bereits verwendete Lebensmittelampel verbindlich vorschreiben. Aber das traut sich dann die Bundesministerin für Ernährung nicht.

Ausgewähltes Motiv

Noch kurz ein Hinweis zum ausgewählten Motiv für diesen Artikel. Der Stutenkerl (oder Weckmann) stammt von einem Kölner Handwerksbäcker und besteht aus guten Zutaten. Echter Butter zum Beispiel, deren Ruf mittlerweile wieder top ist. Über die Tonpfeife lässt sich streiten, aber für mich ist sie unabdingbarer Bestandteil eines echten Stutenkerls — seit meiner Kindheit. Geschadet hat mir das nicht, lediglich die Abstinenzphase in Ostwestfalen, wo man zwar den Kiepenkerl aber eben keinen Stutenkerl kennt.

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