Die Freiheit der Autofahrer wird nicht nur durch den Dieselskandal bedroht. Viel schlimmer sind die Blitzer, die ihn an der Fortbewegung hindern.
Ohne Limit
In Deutschland gibt es ein heimliches Grundrecht auf freie Fahrt für freie Bürger. Jede Art von Tempolimit wird als unerwünschte Eingriff in die Naturrechte der Autofahrer angesehen. Nicht nur Autobahnen sind dazu da, genutzt zu werden. Auf dem Altar der Freiheit wurden lebenswerte Städte geopfert, um daraus autogerechte Städte zu machen. Die Anzahl der Verkehrstoten ist im diesem Jahr im direkten Vergleich zum letzten Jahr gestiegen. Auch wenn insgesamt eine gegenteilige Entwicklung bei den Verkehrstoten, nicht aber bei den Verletzten zu verzeichnen ist, lag die Anzahl der Toten im Juli um 8 Prozent höher als im Vorjahr. Freiheit hat ihren Preis. In Nordrhein-Westfalen zahlten ihn in den ersten sieben Monaten 271 Menschen, verletzt wurden 44 732. Dabei fehlen natürlich noch die Zahlen aus den vor uns liegenden Monaten. Betachte man zum Vergleich die Fallzahlen der Kriminalitätsstatistik, so starben 2017 in NRW 373 Menschen durch Mord, Totschlag und Tötung auf Verlangen. Verkehrstote gab es im gleichen Zeitraum in NRW 478. Das sollte uns allen zu denken geben.
Vernunft oder Blitzer
Hat man solche Statistiken im Hinterkopf, lesen sich Schlagzeilen wie „Ist das Kölns fiesester Blitzer“ vom Express gestern ganz anders. Es wird immer sehr gerne unterstellt, Blitzer dienten nur dazu, Autofahrer abzuzocken. Tempolimits würden dann ganz willkürlich gesetzt, etwa 30er-Zonen vor Schulen. Ganz ehrlich, die Tempolimits haben nichts mit Abzocken zu tun. Meiner Meinung nach müssten die Städte ehedem insgesamt zu einer Tempo 30 Zone ausgeweitet werden, weil dies nachhaltig die Anzahl der tödlichen Unfälle senkt und gleichzeitig auch ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz wäre.
Blitzer dienen nicht der Gängelung des ach so freien Bürgers, sondern sind notwendiges Mittel der Kontrolle. Geschwindigkeitsbegrenzung hat nichts mit Weltverschwörung, sondern mit gesundem Menschenverstand zu tun. Genau dieser kommt aber vielen abhanden, sobald sie in ein Auto steigen. Persönlich erlebe ich täglich im Straßenverkehr die Rücksichtslosigkeit der motorisierten Zeitgenossen. Selbst so simple Dinge wie setzen eines Blinkers beim Abbiegen scheint zu viel verlangt zu sein. Telefonieren am Steuer mit dem Smartphone an der Wange ist auch keine Seltenheit. Ja, ich bin für mehr Kontrolle. Und ja, ich halte auch Hinweise auf Blitzer im Straßenverkehr für widersinnig. Das Verkehrsschild mit der Geschwindigkeitsbegrenzung ist Hinweis genug. Wer sich daran nicht hält, den erwartet zu Recht ein Bußgeld — meiner Meinung nach ein noch immer zu geringes, zumal es verdienstabhängig sein sollte.