Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Die Firma Mattel als Markeninhaber des Spiels Scrabble will zum 70. Jubiläum des Klassikers ein neues Image. Künftig soll das Brettspiel Yolo heißen.

Nennt mir Namen!

Wer schon etwas länger die wundersame Welt der Markennamen beobachten durfte, kennt vermutlich auch den Klassiker au den 1991-Jahren: „Raider heißt jetzt Twix – sonst ändert sich nix!“ Tja, wie heisst es so schön, Namen seien doch nur Schall und Rauch. Wer immer auch sich diesen Spruch ausgedacht hat, besaß wenig Vorstellung von der wahren Bedeutung der Namen. Wir verbinden mit ihnen eine Menge, zum Teil sind mit Emotionen und Erinnerungen aufgeladen. Das gilt sowohl für Markennamen als auch Namen von Menschen aus unserem Leben. Man muss sich nur den Namen einer verflossenen Liebe ins Gedächtnis rufen, um zu sehen, was gemeint ist.
So ist auch Scrabble  bei mir mit vielen Erinnerungen an Erlebnisse und gespielte Partien verbunden. Unter den vielen Spielen in meinem Regal ist es sicher nicht das Lieblingsspiel, aber eines, welches mich schon lange begleitet. Ab und an kommt es auf den Spieltisch und heißer Wettkampf um die Wörter beginnt. Theoretisch könnte ich sogar zwei Partien parallel spielen, da ich zwei Ausgaben besitze. Eine mit Kunststoffsteine sowie eine Jubiläumsausgabe mit Spielsteinen aus Holz.

Yolo

Bildquelle: Mattel

Twix oder Yolo?

Das Stichwort Jubiläum leitet dann über zur wie ich finde sehr traurigen Ankündigung. Laut Mattel soll aus Scrabble „Yolo“ werden. Im Rahmen einer Verjüngungskur will man sich so der Jugendsprache annehmen. Andere würden das weniger beschönigend „anbiedern“ nennen. Dabei steht Yolo für „You Only Live Once“. Merkwürdigerweise muss ich hier sofort an einen James Bond Titel denken. Oh mein Gott, jetzt geht das Kopfkino los: „Hey Digga, I bins, da Bond. James Bond!“

Das ist einfach nur zum schreiend davonlaufen.

Zurück aber zur Namensänderung und Yolo. Ja es stimmt, Sprache ist wandelbar. Den heiligen Gral der Deutsch LK-Lehrer und andere Wortfetischisten möchte eich auch nicht hochhalten. Aber zu bedenken geben, dass man nicht jeden Scheiss mitmachen muss. Eine kleine Änderung in den Spielregeln würde ausreichen, um neue Wörter aufzugreifen — die im Übrigen auch einem beständigen Wandel unterworfen sind. Für unnötige halte ich es jedoch, den Titel des Brettspiels von Scrabble in Yolo zu ändern. Was kommt als nächstes? Wird aus Monopoly so was wie „Street Credibility“? Wobei, das Spiel ist doch diverse fragwürdige Lizenzen eh schon verbrannte Erde und hat sich auch hinsichtlich der Mechanik überholt — anders als das gute, alte Scrabble.

Ob man durch die Namensänderung wirklich einen neue, jüngere Zielgruppe ansprechen kann, bezweifele ich. Buchstaben aus einem Säckchen ziehen ist für die Generation Y genau so spannend wie Blumen gießen. Und wenn schon eine Namensänderung, dann um Gottes Willen nicht „Buchstaben-YOLO, sondern lieber nur Yolo.

Nachtrag (10.01.2019): Wie sich mittlerweile herausgestellt hat, war die ganze Aktion nur eine gesickte Marketing-Aktion des Herstellers. Wie Mattel selber verlauten lässt: „Scrabble bleibt Scrabble“.  Ein wirklich geschickter Schachzug zum 70. Geburtstag, um sich seiner Fans zu versichern.

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