Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Eine kleine Wohnung ist auch bei einem mittleren Einkommen in Köln keine Seltenheit. Wohnraum ist hier wie in vielen deutschen Großstädten knapp und teuer.

Wohnen als Lebenserfahrung

Für mich persönlich ist wohnen auch mit Lebenserfahrungen verknüpft. Erfahrungen, die sehr stark meine Betrachtung beeinflussen. Die letztendlich auch erklären, warum ich ein kleines Herz habe. Aber ich greife vor.
Aufgewachsen bin ich in Wesel-Lackhausen, in einer wenn man so will ländlichen Idylle. Wir hatten zwar keine Zentralheizung, sondern Öfen, dafür aber sehr viel Platz und einen großen Garten. Als Kind habe ich ihn geliebt, als Jugendlicher mehr gefasst, denn er bedeutet auch viel Arbeit. Ein Satz aus der Zeit meiner Mutter klingt mir noch im Kopf nach: „Irgendwann wirst du das vermissen.“ So was bucht man gerne unter der Kategorie „Elternsprüche“ ab.
Meine erste eigene Wohnung war dann ein 24 m2 großes Zimmer in einer Art WG — das Haus war offiziell an einen Professor der Kirchlichen Hochschule Bethel vermietet. Solange er noch nicht seine Familie aus der Schweiz nachgeholt hatte, wurde ein Teil der Zimmer von der Hochschule an Studierende vermietet. Ein halbes Jahr ein richtiges Paradies. Dann zog ich in eine 40 m2 Wohnung in der Nähe vom Bielefelder Bahnhof.

Kleine Wohnung trotz Umzug

congerdesign / Pixabay

Zufälle und eine kleine Wohnung

Die Wohnung gehört über zum Bestand einer Wohnungsbaugesellschaft, die vorrangig an Eisenbahner und deren Angehörige (in dem Fall ich durch meinen Vater) vermietet. Die Lage war, nun ja. gehetzt wurde mit Gas und Strom. Als sich das Umfeld immer weiter verschlechterte und wir mittlerweile auch zu zweit in der kleinen Wohnung lebten, wurde es Zeit für einen Wechsel. Das war zu der Zeit auch in Bielefeld nicht so einfach. Vor allem, wenn man wie wir schon damals kein Auto hatte. Wir fanden etwas in einer ruhigen Seitenstraße mit Kopfsteinpflaster. Ein Haus aus den 1920er Jahren mit viel Charme und einem netten Vermieter samt Gattin im Parterre. In der ersten Etage lebte ein ehemalige Journalist und aktiver Zauberkünstler mit seiner Frau.
Als der Vermieter mit über 90 Jahren starb, bekam nicht seine zweite Ehefrau das Haus, sondern seine Tochter. Die hatte trotz Testament andere Pläne und verkauft es umgehen an ein neureiches Ehepaar. Das wollte das Haus für sich, obwohl sie nur zu zweit waren und das auch weiterhin vor hatten. Der Zauber und seine Frau waren bereits gestorben, uns musste man nur rausekeln, was auch gelang. Der Witwe unseres ehemaligen Vermieters machte man das Leben zu Hölle, da man sie auf Grund ihres lebenslangen Wohnrechts nicht so einfach loswerden konnten.

Umzüge kosten Geld und Nerven

Durch die Bekannte der Witwe kamen wir recht schnell an eine neue Wohnung. Sie lag nur ein paar Straßen weiter, so dass wir einen Umzug weitestgehend mit Sackkarre einplanten. Das kostet enorm viel Nerven, spart aber Geld. Empfehlen kann ich das auf gar keinen Fall. Von einer 4-Zimmer Wohnung ging es wieder in eine kleine Wohnung mit Dachschräge. Zwar hatten wir zum ersten Mal einen großen (wirklich großen) Balkon, aber die Dachschräge war schon deprimierend auf Dauer.
Als wir dann nach Köln zogen, hatten wir nicht über 90 m2 zur Verfügung, sondern auch hohe Wände. Leider auch komische Nachbarn und einen Miethai zum Vermieter. Über die Lage an der Ecke Krefelderwall / Krefelderstraße muss man keine weiteren Worte verlieren. Es war einfach echt übel. Gerade für mich als Landei die Hölle.
Dann kam nach zwei Jahren der Umzug nach Nippes in die autofreie Siedlung. Mit 85 m2 ist das hier keine kleine Wohnung, zumal wir sie nur zu zweit bewohnen. Trotzdem fühlt es sich beengt an. Auf nur 40 m2 wie am Anfang meines Studiums zu leben, kann ich mir nicht mehr vorstellen.

Neidisch auf Nachbarn

Ja, ich bin ein wenig neidisch auf Nachbarn. Allerdings weniger auf die in größeren und noch teureren Wohnungen. Sondern auf eine junge Familie, die im Haus gegenüber wohnt, was wir vom Küchenfenster aus sehen. Deren Wohnung ist maximal so groß wie unsere. Sie leben dort zu viert. Zwei Erwachsen, zwei Kinder. ein paar Tage lang hatten sie jetzt Übernachtungsbesuch von zwei Erwachsenen. Mir wäre das viel zu eng. Auch schon mit den zwei Kindern. Damit sind wir dann am Anfang. Kleine Wohnung, großes Herz. Wenn man will, kann man zusammenrücken und auch beengt leben.
Ich fühle mich bei sowas schnell wie ein Käfighuhn. Hatte meine Mutter recht oder ist es eine sich selber erfüllende Prophezeiung?
Vermutlich lebt die Familie drüben nicht freiwillig so beengt. Ist sind die ökonomischen Umstände, die Menschen in Köln in kleinen Wohnungen hält, die sie sich gerade noch leisten können. Umzüge sind teuer und hätten eine teurere Wohnung zur Folge. Auch dann, wenn sie vergleichbar groß ist.

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