Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Vor Gott und den Verspätungen der Bahn sind alle Menschen gleich. Eine Erfahrungen, die auch die CSU-Politikerin Dorothee Bär jüngst machen durfte.

Bahn macht mobile

Die Verspätungsprobleme der Bahn sind mittlerweile legendär. Genau so wie die Probleme mit ihrer Infrastruktur und dem Service. Natürlich hat das Unternehmen ein Konzept. Pünktlich zum Fahrplanwechsel im Dezember (immerhin der wird eingehalten) werden die Preise wieder einmal erhöht. „Die Bahn traut sich was“ schrieb Thorsten Knuf für die Frankfurter Rundschau. In der Tat ist das ein sehr mutiger Schritt. Bei gefühlt weniger Leistung auch noch mehr vom Kunden zu verlangen statt einfach erst mal für Ordnung im Unternehmen zu sorgen. Apropos sorgen. Politik Rentner wie Ronald Pofalla müssen schließlich auch irgendwie versorgt werden, was die Deutsche Bahn natürlich Geld kostet. Dies nimmt sie dann wiederum vom Kunden ein, der eigentlich so Leute wie Pofalla lange genug durchgefüttert hat.
Kommen wir aber von Ex-Politiker zu einer Unionskollegin aus der CSU, Dorothee Bär. Sie ist Staatsministerin im Kanzleramt für Digitalisierung. Also die Person an der Seite der Bundesregierung, die den anderen erklären soll, was es genau mit dem „Neuland“ auf sich hat.

Bär im ICE

holzijue / Pixabay

Einen Bär aufbinden

Jedenfalls, Frau Bär ist Bahn gefahren. Kann man mal machen, selbst als Politikerin, denn nicht überall kommt man mit der Flugbereitschaft hin. Dafür gibt es dann die bahn.card 100 first. Erste Klasse mit Bahn zu fahren als Politikerin ist fast schon so was wie sich mit dem Volk gemein machen.
Nun denn, was Dorothee Bär nicht wusste: es heisst zwar 1. Klasse, bedeutet aber bis auf bequemere Sitze und persönliches Betüddeln am Platz durch das Bordpersonal nichts weiter. Ist der Zug verspätet, gilt das unabhängig davon, ob man in der 1. oder 2. Klasse fährt.
Tatsächlich ist es auch noch so, dass man in der 1. Klasse nur bequemer sitzt, wenn man denn auch einen Sitzplatz hat. Eine gültige Reservierung ist hier keine Garantie. Manchmal etwa verschwinden ganze Zugteile oder aber ein Wagen bleibt auf Grund des Ausfalls der Klimaanlage gesperrt.
Mitte August durfte Frau Bär genau diese Erfahrung machen und verbrachte dann die Fahrt laut eigener Aussage im Gang sitzend. Via Twitter beschwerte sie sich darüber. Statt Solidarität erntete sie jedoch nur Spott und Häme. Nicht etwa zu Recht, sondern weil in diesem Land viele Würstchen leben. Würstchen, die sich dann freuen, wenn es „die da oben“ auch mal trifft.

Vertane Chance

Statt den Anlass für einen echten Dialog mit Dorothee Bär zu nutzen und die Situation als Chance und Türöffner zu begreifen, ergötzt man sich an Selbstgerechtigkeit und Häme. Als Vielfahrer mit der Bahn habe ich für so was Null Verständnis. Ehrlich, ich bin kein Freund der CSU. Aber selbst da soll es (sympathische) Menschen geben.
Die Tweets, mit den Frau Bär überschüttet wurde, zeigen mir ein erschreckendes Maß an Arroganz. Viele nutzten die Gelegenheit, ihren Frust abzulassen. Klug ist das nicht.

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