Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Während eines heißen Sommers ist jeder Ort ohne Wasser ein Problem. Besonders dann, wenn man ihnen nicht entfliehen kann. Etwa einem Zug auf dem Weg in den Urlaub.

Nachher ist vorher

Nach dem Urlaub ist eigentlich nur vor dem nächsten Urlaub. Wie man unschwer an diesem belanglosen Satz feststellen kann, ist anscheinend die Kurzgeschichte „Landpartie“ zu Ende. Für mich war sie ein guter Füller für die Urlaubstage auf Borkum. Ja, meine Frau und ich waren dort nicht zum letzten Mal. Den übernächsten Urlaub haben wir nämlich noch auf der Insel gebucht. Weihnachten und Neujahr fallen diesmal für uns definitiv anders aus. Wer braucht schon einen Tannenbaum, wenn er dafür Seeluft haben kann?
Nach dem Urlaub ist auch deshalb immer vor dem Urlaub, weil wir auf der Insel beschlossen haben, wieder deutlich mehr wandern zu gehen. Ist in den letzten Monaten, weit über ein Jahr hinaus, deutlich zu kurz gekommen. Heute Morgen musste ich von meinen Wanderschuhen dicke Staubflocken putzen. Draußen sein, aktiv zu sein, ist wichtig. Für mich sogar lebenswichtig. Ohne sportliche Betätigung bekomme ich Probleme mit meinem Blutdruck, was dann in letzter Konsequenz zu Medikamenten führt — das will ich auf keinen Fall.
Jedenfalls, auf Borkum reifte der Entschluss, wieder zu wandern. Das Wetter heute in Köln und in der Eifel machte es leicht, diesen Vorsatz auch umzusetzen.

Unvorstellbar ohne Wasser

Borkumer Badestrand

Ohne Wasser Richtung Borkum

Aber ich wollte eigentlich weder über die erste Etappe des Römerkanalwanderweges noch über künftige Urlaube schreiben, sondern über das, was hinter uns liegt. So gut uns die Insel auch gefällt, die Anreise steht offensichtlich häufig bei uns unter keinem guten Stern. Als wir über Ostern auf die Insel wollte, warf sich ein Selbstmörder vor den Zug. Die Verspätung, die sich draus ergab, war absolut verständlich. Das Zugpersonal hat sich auch absolut professionell verhalten. Genau das Gegenteil zeigte sich dann am 6. August 2018. Wir kamen mit über zwei Stunden Verspätung auf Borkum an. Kein Selbstmörder, kein Unwetter, nein. Hausgemachte Probleme der Deutsche Bahn verbunden mit absoluter Inkompetenz.
Das auf Urlaubsstrecke gerne uralte Züge eingesetzt werden, ist nichts neues. Unserem IC Richtung Borkum fehlten ganz zwei Waggons, zudem war in einem die Klimaanlage ausgefallen. Das wusste man bereits in Köln. Ich kann wirklich verstehen, wie unangenehm das für Fahrgäste ist, wenn sie in so einem Abteil schwitzen müssen, ganz ohne Wasser. Allerdings hätte man die Probleme direkt morgens in Köln lösen können. Tat man aber nicht.

Umleitung über Dortmund

Der IC wurde über Dortmund umgeleitet, um dort Wasser einladen für die Fahrgäste im nicht klimatisierten Wagon. Selbstverständlich mussten diese über eine Stunde lang bis Dortmund ohne Wasser auskommen. Wasser, was man in Köln, spätestens in Düsseldorf hätte zuladen könne. Bei Düsseldorf weiß ich es nicht genau, aber Köln ist Versorgungsknotenpunk. Hier werde die Fernzüge mit Getränken und anderen Dingen beladen. Den IC nach Borkum noch mal mit zusätzlichen Wasser zu versorgen, hätte die Fahrtzeit um maximal 10 Minuten verlängert. Fahrgäste mit dem Ziel Borkum hätten in Emden-Außenhafen noch ihren Anschluss bekommen. Durch die Umleitung über Dortmund nicht.
Was mich aber wütend machte: die Unprofessionalität der Zugbegleiter. So was ist mir noch nie untergekommen — und ich bin Vielfahrer. Einen sprach ich an, der lief einfach kommentarlos an mir vorbei. Ein anderer eskalierte, als ich ihn nach einem Gutschein für den Katamaran nach Borkum fragte. Den sollte es laut AG EMS (mit denen hatte meine Frau in der Zwischenzeit mehrfach telefoniert) geben. Der Tiefpunkt war dann, als ich ihn nach einer Bestätigung der Zugverspätung fragte. So was wie ein Vordruck hatte er nicht. Er kriselte etwas auf das Faltblatt mit den Fahrplan — natürlich ohne einen Zangenabdruck.

Profi oder nicht

Die Gutscheine gäbe es dann in Emden-Außenhafen am Schalter der AG EMS. In Emden hatte der Zugbegleiter sie wohl bekommen. Jemand anders hätte die Situation deutlich besser im Griff gehabt. Das sag ich nicht nur, sondern weiß es auf Grund des direkten Vergleichs im Frühjahr. Von Münster nach Emden-Außenhafen sind wir mit der Westfalen-Bahn (einem Privatunternehmen) gefahren. Der Zugbegleiter hatte Humor, wusste Bescheid und hat beruhigend auf die um ihren Anschluss besorgten Fahrgäste eingewirkt. Profi halt.

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