Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Der Abend begann mit einem Tichu. Waltraud Stieglitz lehnte sich triumphierend zurück. Ihre Spielpartnerin Hildegard dagegen blickte etwas irritiert. Sie hatte gerade erst ihre letzte geschupfte Karte einsortiert. Normalerweise kam niemand von ihnen bei der ersten Runde des Abends auf die Idee, ein Tichu anzusagen. Aber wer, wenn nicht Waltraud war sich auch ansonsten sehr sicher.

Tichu

Tichu

Verloren hatte sie in der Vergangenheit dennoch, genau wie alle anderen Frauen am Tisch. Ihren Männer lagen auf dem Friedhof, auf dem sie sich bei der wöchentlichen Grabpflege kennen gelernt hatten. Auf Hedwig Brockmöller hatte Waltraud steht so gewirkt, als würde sie sich lediglich des Todes ihres Mannes versichern wollen. Hedwig dagegen vermisste ihren Mann dagegen. Es war nicht immer leicht mit Erwin gewesen. Vielleicht — Hedwig verdrängte den Gedanken und konzentrierte sich auf ihre Karten. So leicht sollte Waltraud nicht damit durchkommen. Wie so oft hatte sie den Hund, was die Sache nicht leicht machen würde. Vielleicht hatte Marlies ein besseres Blatt. Das herüber geschobene Ass ließ jedenfalls hoffen.

Während sich draußen auf der Straße die Katzen der Nachbarschaft stritten, flog drinnen die zweite Bombe auf den Tisch. Waltraud nahm den Stich an sich und spielte ihre letzte Karte aus. Ein erfolgreiches Tichu. Im Laufe des Abends würde sie jedoch noch mit etwas ganz anderem durchkommen.

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