Meistens gibt es immer nur einen Gewinner.Im Leben wie im Spiel. Mit verlieren lernen sollte man daher früh angefangen haben.
Vom Spiel zum Spiel
Im Grunde ließe sich das ganze Drama um Mesut Özil auf eine einfache Einsicht reduzieren: es gibt zu viele schlechte Verlierer. Wäre die deutsche Mannschaft in der WM weitergekommen, sogar erneut Fußballweltmeister geworden, die ganze Diskussion hätte nie stattgefunden. Den Rassismus will ich auf kein Fall kleinreden. Er ist ein wichtiges Thema. In der gesamten Debatte schwingt meiner Meinung aber auch noch der Aspekt mit. Der Unfähigkeit, ein guter Verlierer zu sein. Daher möchte ich mich aus gegeben Anlass mit der Notwendigkeit auseinanderzusetzen, wie wichtig verlieren lernen ist.
Manchmal verliert man, manchmal gewinnen die anderen.
Der Bereich, wo ich mich am besten mit verlieren auskenne, liegt auf der Hand. Natürlich bei Spielen, genauer gesagt bei Brettspielen — auch wenn es eine ganze Reihe von Videospielen gibt, bei denen ich ab und an ins Pad beiße Und genau das wäre dann auch schon wieder eine Reaktion auf eine Niederlage. Im Übrigen nie vergessen werde ich die Reaktion meines kleinen Bruders nach einer verlorenen Partie Monopoly. Er fegte kurzerhand das Spielbrett mit allem, was sich drauf befand, vom Tisch.
Warum verlieren lernen?
Verlieren lernen sollte man schon von klein auf. Bei meinem Bruder hat das geklappt, zumindest soweit ich es beurteilen kann. Eine so heftige Reaktion wie die erwähnte habe ich nie wieder bei ihm gesehen. Allerdings gibt es auch feine Abstufungen, wie man selber auf eine Niederlage reagiert. Nicht immer muss ein offener Wutausbruch sein.
Kommen wir aber zurück zu dem Grund, warum man verlieren lernen sollte. Der einfachste Grund ist der, dass es aus meiner Sicht ein wichtiges Stück emotionale Kontrolle ist. Gleichzeitig bedarf die Niederlage auch der Einsicht. Manchmal gewinnen eben andere, weil sie besser gespielt haben. Oder weil man selber in einem wichtigen Moment, wo die Regeln erklärt wurden, geistig abwesend war.
Mit anderen Worten: Manchmal ist man selber Schuld an seiner Niederlage, ein anderes Mal haben die anderen einfach besser gespielt.
In der richtigen Runde führt das zur Planung der nächsten Partei. In der falschen Runde dagegen sind am Ende alle zu tief beleidigt, dass Freundschaften zerbrechen.
Verlieren lernen bedeutet daher auch, sich über die Wichtigkeit von Freundschaften und Beziehungen klar zu werden. Das gilt im Übrigen auch umgekehrt, denn ein Sieg um jeden Preis hat natürlich genau den.
Sieg oder Niederlage
Für mich gehört der Wille zum Sieg zum Spiel dazu. Genau so, wie ein guter Spieleabend gute Verlierer und einen Sieger erfordert, der die Niederlage der anderen nicht bis zum erbrechen auskostet, ist der Wille zum Sieg bei allen erforderlich. Andernfalls reduzieren sie sich auf die Rolle von Statisten, die lediglich deshalb am Tisch sitzen, weil das Spiel einen Mindestspielerzahl erfordert.
Wenn das Ergebnis eines Spieles vor dem ersten Zug feststeht, kann man die Zeit auch anderweitig verbringen. Fußball ist vermutlich deshalb so spannend für die Zuschauer, weil die Unabwägbarkeiten einfach dazu gehören.