Neben umfangreichen Spielregeln ist Killerkriterium Nummer eins bei Brettspielen die Aufbauzeit. Regeln lassen sich verinnerlichen, die Aufbauzeit bleibt jedoch konstant.
Vorteil Videospiel
Was Videospiele angeht, so ist deren Aufbauzeit praktisch gleich null. Nehmen wir mal eine Xbox one als Vergleichsmaßstab. Ist das Spiel einmal installiert, muss man nur Konsole und Fernseher anschalten und kann dann loslegen. Ganz nebenbei entfällt das Studium dicker Regelbücher. Falls das Spiel etwas komplizierter ist, wir man durch ein In-Game Tutorial an die Hand genommen. Auf der anderen Seite fehlen einem dann natürlich auch die Schmöker für die Zeit, wo die Konsole aus ist. Ich kann mich gut daran erinnern, wie ich über die Spielanleitungen von Videospielen förmlich hergefallen bin. Aber gut, darum soll es eigentlich auch gar nicht gehen. Sonder um die Aufbauzeit. Die ist bei Videospielen mehr oder weniger eine Konstante, egal welches Spiel man gerade spielt.
Bei Brettspielen sieht es erheblich anders aus. Von fast Null bis zu fast einer Stunde ist in Bezug auf die Aufbauzeit in meinem Spielregal einiges vertreten. Das jüngste Beispiel für eine extrem positiv kurze Aufbauzeit ist Azul. Man macht die Schachtel auf, gibt jedem Spieler seinen Spielplan, einigt sich auf den Startspieler. Mit dem ersten Befallen der Märkte kann man dann bereits anfangen mit dem Spiel.
Aufbauzeit verkürzen
Für mich persönlich ist eine extrem lange Aufbauzeit oder ein sehr aufwendiger Aufbau der Spielmaterialien ein Killerkriterium. Der absolute Horror war hier Magic Realm — war deshalb, weil ich das Spiel vor ein paar Monaten verkauft habe. Gespielt habe ich es nie, nicht mal über das Regelstudium (über 180 kleingedruckte Seiten) bin ich hinausgekommen. Rund 45 Minuten wurden für den Aufbau der ganzen Counter veranschlagt.
Das Spiel ist von 1979 und klar, mit heutigen Materialien könnte man Abhilfe schaffen und die Aufbauzeit verkürzen. So tat ich das etwa bei Terraforming Mars https://www.wildbits.de/2018/04/29/terraforming-schachteleinsatz/ . Das tat dem Spiel sehr gut, weil man dadurch schneller loslegen konnte. Was wiederum dazu führt, dass man auch komplexere Spiele häufiger spiele.
Genau hier treffen zwei Faktoren zusammen (weswegen auch Azul als Beispiel eigentlich nicht wirklich fair ist). Komplexe Spiele neigen zu einem höheren Aufwand bei Vorbereitung der Spielpartie. Wie am Donnerstag erwähnt ist das eben auch der Grund, warum Eclipse weniger häufig auf den Spieltisch kommt. Der Markt für alternative Schachteleinsätze entwickelt sich rasant, es tauchen aber auch Lösungen auf, die man selber zu Hause basteln kann.
Gut organisieren
So habe ich mir zum Beispiel für Firefly Boxen für die Sortierung der ganzen Spielkarten selber gebastelt. Kann man genau so machen wie auf eine Kauflösung zurückgreifen — solange es den Spielspaß erhöht.
Traurig stimmt mich allerdings, dass es gefühlt häufiger notwendig wird, sich über Schachteleinsätze als Spieler Gedanken zu machen. Um die Aufbauzeit zu verkürzen, aber auch um das Material gut geschützt verstauen zu können. Es ist deshalb traurig, weil das meiner Meinung nach der Hersteller beziehungsweise Verlag tun müsste.
Form follows Funktion — Heist es ja so schön. Gilt aber wohl nicht mehr. Einer der Gründe, warum ich mich über Nussfjord so enorm aufregen könnte. Hier wurde alles dem Prinzip untergeordnet, die Materialien in eine vorgegebene Schachtel packen zu können.
Genug gejammert, ich muss mich noch um einen Schachteleinsatz für Gloomhaven kümmern. Wenn die deutsche Version bei uns im Herbst aufschlägt, brauche ich unbedingt etwas, um die Aufbauzeit zu verkürzen.