Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Merkwürdigerweise enthält „sich aufregen“ bereits einen Verweis auf das Wetter. Meistens ist Regen nämlich Anlass für schlechte Laune — oder Serien bei Netflix.

Serienwetter

Die letzten beiden Wochen empfand zumindest ich das Wetter wie eine Achterbahnfahrt. Gut, mehr die Achterbahn für Kleinkinder, aber trotzdem. Klar viel die Temperatur nur an einem Tag unter 20 Grad, Wetter für Herrn Weber war es trotzdem nicht. Wenn sich am Himmel Wolken zeigen und mit Regen drohen, stresst mich das. Genau so, wie mich Serien mittlerweile stressen, denn über die wollte ich eigentlich reden und weniger über das Wetter. Wobei, eine der Serien hat etwas mit Wetter, genauer gesagt mit Regen zu tun. Die Rede ist von „The Rain“. Die erste Stafel läuft derzeit bei Netflix.
Das ich mich überhaupt auf die Serie eingelassen habe, hängt weniger mit dem Wetter als mit der Herkunft dieser Serie zusammen. Kein amerikanisches zeug, sondern eine dänische Produktion. Die im Norden, die können Serien. So hat mir etwa Occupied gefallen, genau so wie Die Brücke. Daher wollte ich The Rain unbedingt eine Chance geben, auch wenn das apokalyptische Szenario mittlerweile ziemlich verbraucht ist.

Regen

diego_torres / Pixabay

Regen im Hintergrund

Der Hintergrund dieser Serie ist schnell erzählt. Kurz vor einer wichtigen Abschlussprüfung wird die Hauptfigur Simone von ihrem Vater aus der Schule geholt. Zusammen mit ihren Eltern und dem kleinen Bruder Rasmus fliehen sie im Auto auf der Autobahn vor dem Regen. Noch wissen die Kinder nicht, warum sie weg müssen. Der Vater bringt sie zu einem Bunker und verlässt sie kurz danach wieder. Kurz darauf wird klar, was es mit dem Regen auf sich hat. Er ist tödlich.
Langeweile kann auch tödlich sein, aber die kommt bei The Rain erstmal nicht auf. Die einzelnen Folgen sind dicht erzählt und haben immer wieder Wendungen, die man nicht vorausahnt. Aber, und damit bin ich dann bei „Serienfrust“: nach acht Folgen ist die erste Staffel bereits zu Ende. Wobei „zu Ende“ hier der völlig falsche Begriff ist. Die Handlung wird einfach unterbrochen und man wird auf die Fortsetzung im nächsten Jahr vertröstet. Kann man mal machen. Ein sehr amerikanische Szene am Ende der achten Folge jedoch — überhaupt nicht mein Geschmack.

Neue Agenten

Vom Regen zu etwas völlig anderem. Eine Art geschichtliches Dschungelcamp, wäre mir fast rausgerutscht. Was allerdings doch etwas gemein wäre, denn die Mini-Serie „Churchills Geheimagenten – Die Neuen“ ist deutlich niveauvoller. Worum geht es? Im zweiten Weltkrieg wurde Einheit namens Special Operations Executive (SOE) in Großbritannien auf Anweisung von Winston Churchill gründet. Aufgabe dieser Abteilung war es, hinter den feindlichen Linien verdeckte Operationen durchzuführen. Also Sabotage, Anschläge und Unterstützung des Partisanenkampfes.
Für die SOE wurden dabei Menschen mit besonderen Begabungen rekrutiert, die gleichzeitig unauffällig sein sollte. In Frage kamen dafür Frauen und Männer aus der Bevölkerung quer durch alle Alters- und Bildungsschichten. Sie durchliefen ein hartes Auswahlverfahren, welches sie auf ihre Missionen vorbereiten sollte.
Genau dieses Auswahlverfahren durchlaufen die 14 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Serie wieder. Bei Nachstellung gab man sich enorme Mühe. Nicht nur der Trainingsplan von damals wurde übernommen, sondern das gesamte Setting. Es beginnt schon mit der stilechten Anreise zum Ausbildungsort in einem historischen Zug an. Jeder der 14 ist dabei wie in den 1940er Jahren gekleidet. Das zieht sich dann weiter auch die Serie.

Historische Härte

Aus Umgebung ist fast alles verbannt, was aus der Nachkriegszeit stammt. Die Rekruten sind entsprechend fast den gleichen Bedingungen wie damals unterworfen. Selbst Zeitung und Radiosendungen zum Frühstück stammen aus den 1940er Jahren.
Allein diese Mühe zum Detail fand ich schon interessant. Ebenso die Vermittlung des geschichtlichen Hintergrundes der SOE. Mindestens genau so interessant zu verfolgen war jedoch auch, wie die einzelnen Personen physischen und mentalen Herausforderungen umgegangenen sind. Körperliche Größe ist nicht entscheiden, sondern vor allem ein eiserner Wille.
Zurück aber noch mal zum Regen und anderen Serien. Durch „Churchills Geheimagenten – Die Neuen“ wurde mir noch mal vor Augen geführt, was ich mir gerne ansehe und was dagegen reine Zeitverschwendung ist. Auf meinen persönlichen Serienfriedhof wird vermutlich auch „Kiss me first“ landen — mit Otherland von Tad Williams hat die leider sehr wenig zu tun.

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