Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Stunden Null der DSGVO. Die Welt ist nicht untergegangen, es geht zurück zur Normalität. Also dem ganz normalen täglichen Wahnsinn.

Mit Kraft treten

Seit heute 0 Uhr wird nicht zurückgeschossen. Es endete lediglich die zweijährige Übergangsfrist im Rahmen der DSGVO. Erstaunlicherweise bin ich heute morgen aufgewacht und fand die Welt noch größtenteils in dem Zustand von gestern vor. Zur Zeit liegen noch keine Meldungen über eingeschlagene Datenschutzbomben vor. Dafür ist es erstaunlich ruhig in meinem E-Mail Postfach, da eine ganze Reihe von Newslettern nicht mehr an mich verschickt werden. Super bequem. Jahrelang versucht man, sich aus irgendwelchen dussligen Newslettern auszutragen und mit einem Mal passiert das von ganz alleine. Ein Ave Maria für die DSGVO.
Natürlich gibt es auch Mitmenschen, die den Sinn der DSGVO unvollständig erfasst haben. So wie etwa die kleine, sympathische Galerie hier in Nippes. Von ihr bekam ich gestern Abend einen Newsletter mit einem skurrilen Hinweis:

Wenn Sie unsere Informationen wie bisher erhalten möchten, müssen Sie nichts weiter unternehmen. Sie erteilen uns damit die Genehmigung, Sie weiterhin über unsere Aktivitäten zu informieren. Wir sind dabei um größtmögliche Sicherheit bei der Datenbehandlung bemüht.

Kann man so machen, stellt aber die rechtliche Lage komplett auf den Kopf und dürfte ernste Konsequenzen nach sich ziehen.

Normalität am Tellerrand

pixel2013 / Pixabay

Was ist Normalität?

Aber lassen wir das DSGVO-Zeug mal endlich ruhen. Wir alle haben ein Leben jenseits des Datenschutzes. Zurück also zur Normalität. Nur was heisst das, Normalität? Mein Eindruck in den letzten Wochen von der Blogspähre (oder dem, was davon noch übrig ist) und den sozialen Netzwerken: es dreht sich nur um die DSGVO. Ist für eine Regierung natürlich prima, weil es super ablenkt von anderen Dingen. Wer denkt schon an im Mittelmeer ertrinkenden Flüchtlinge, wenn er sich wegen der DSGVO in Lebensgefahr wähnt? Angst vor der AfD wich der Angst vor Abmahnanwälten.
Normalität also, ab heute. Was heisst das eigentlich? Ein einfaches Beispiel. Da wurde gegen den Rat von Experten vom US-Präsidenten Donald Trump ein Treffen mit Nordkoreas Diktator Kim Jong-un anberaumt. Der ließ gestern sein Atomwaffentestgelände zu zerstören, nur um wenig später einen Brief von Trump zu bekommen, dass man sich jetzt doch nicht treffen würde. Das ist nicht Normalität, sondern leider alltäglicher Wahnsinn.
Wahnsinn sind im Übrigen auch Vergleich des heutigen Tages mit D-Day, wie das die Redaktion Die Deutsche Wirtschaft heute in ihrem Newsletter machte. Man schrieb im Betreff „Danke, Brüssel: Es ist D-Day!“. Sachverstand scheint in der Redaktion Mangelware zu sein. Eine Einverständniserklärung hätte man vor dem 25. Mai 2018 einholen müssen, nicht am. Aber bei Schlagzeile wie „Der Bürger als Feind: Wie Brüssel und Berlin mit der DSGVO Politik machen“ braucht man sich nicht zu wundern.

Jenseits des Wahnsinns

Das ich meiner Website den Slogan „Jenseits des täglichen Wahnsinns“ verpasst habe, hat schon seine Berechtigung. Die sogenannten Normalität existiert in Wirklichkeit nicht. Wir bewegen uns immer am Tellerrand entlang. Es droht der Absturz ins Nichts oder in die heiße Suppe. Beides keine sehr angenehm Vorstellung. Was bleibt, ist Salz. Für die Wunden und natürlich für die Suppe.

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