Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Heuschnupfen und Allergien sind eine lästige Begleiterscheinung der aktuellen Jahreszeit. Vorurteile dagegen sind eine menschliche Marotte aus der Steinzeit. Man sollte sie hinter sich lassen.

Evolution einer Art

Erdgeschichtlich ist der so genannte zivilisierten Mensch eine recht neue Erfindung. Dennoch haben wir uns als Art erstaunlich entwickelt. Vom gebückten Gang bis zum gebückten Sitzen von der Spielkonsole ist es ein enormer evolutionäre Schritt. Geistig sind jedoch einige von uns nach wie vor in der Steinzeit hängen geblieben. In einem sehr ungesunden und feindlichen Umfeld ist es naturgemäß erforderlich, schnell reagieren zu können. Gefahren wollen frühzeitig erkannt werden, ansonsten kommt man um. Längeres Überlegen war ein Luxus, den sich unserer Vorfahren nicht leisten konnten. „Möglicherweise will der Säbelzahntiger ja nur spielen“ — so was dachte man damals auch nur genau ein Mal. Erfahrungen waren und sind wichtig. Früher™ gehören aber auch Vorurteile zum Überleben dazu. Also, alle Säbelzahntiger sind gefährlich. Oder auch: der Typ aus der Nachbarhöhle mit der riesigen Keule ist sich nicht mein Freund.
Mittlerweile hängt unsere Überleben in der Regel nicht mehr von Vorurteilen ab. Sie behindert eher unser Zusammenleben mit anderen Menschen, ja sie führen sogar zu Hass und Feindschaft. Oft genug dienen sie auch dazu, die eigenen Defizit zu kaschieren.

Notwendige Vorurteile in der Steinzeit

KlausHausmann / Pixabay

Vorurteile überwinden

Eltern können ihren Kindern Vorurteile anerziehen. Vorzugsweise sind das Mütter, die Bionade trinken und Väter mit Hipster-Bärten. Genau das ist natürlich wieder ein Vorurteil. Ebenso wie die Behauptung, Vorurteile würde vorzugsweise im braun-rechten Milieu gedeihen. Tatsächlich wachsen Vorurteile nahezu überall. Man muss sich nur selber (vorurteilsfrei) beobachten. Der Muskelprotz, der einem lauthals telefonierend auf dem Bürgersteig entgegen kommt, macht einem garantiert keinen Platz. Erstaunt ist man dann, wenn so jemand höflich beiseite tritt, während man kurze Zeit später von einer bildhübschen jungen Mutter mit Kinderwagen überfahren wird.
Kommen wir zu den Paketen. Und natürlich zu Piercing und Tätowierungen. Beide Formen des Körperschmucks sorgen bei einigen Mitmenschen automatisch für Vorurteile. Gut, der tätowierte Fußballfan mit der Bierflasche in der Hand ist eventuell wirklich gefährlich, besonders wenn die Tätowierungen eine ganz bestimmte Haltung signalisieren sollen. Ansonsten aber kann man sich entspannend.
Meine persönlich Erfahrung, insbesondere was Piercings angeht, ist eher positiv. Etwa der junge Verkäufer in einem Supermarkt mit den Piercings, der sich verdammt gut mit Wein auskennt. Oder aber die Urlaubsvertretung für unseren Paketboten, die gestern zweimal vor unserer Tür stand. Auch hier wären Vorurteile völlig unangemessen gewesen.

Wer zweimal klingelt

Normalerweise kommt ein Paketbote eines Paketdienstes nur einmal pro Tag —maximal. Als es gestern am späten Nachmittag klingelt, übergab mir der sympathische Mann mit den Piercings ein Paket für meine Frau. Das war nicht das, was ich erwartet hatte. Gut eine halbe Stunde später kam er wieder. Diesmal mit einem Paket, welches den bestellten Weber Grill enthielt. „Beim ersten Mal sahen Sie ja schon etwas enttäuscht aus.“, meinte er bei der Übergabe. Ja, es gibt Menschen quer durch alle Berufe, die aufmerksame Beobachter sind.

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