Bingen Watching war gestern. Mehrere Serien nahezu gleichzeitig zu sehen ist der neuste Trend. Bei der so genannten Serienschleuder sollte man jedoch nicht selber ins Schleudern geraten.
Die Programme reichen
Früher™ verhielt es sich so: In meiner Kindheit gab es nur drei Programme. Gefühlt reichten die aus. Als es noch keine Aufzeichnungsmöglichkeiten gab, musste man rechtzeitig vorm Fernseher hocken, sonst verpasste man die Sendung. Bei Filmen vielleicht noch verschmerzbar, aber bei Serien hatte man dann einfach Pech gehabt. Und ja, Serien sind keine Erfindung der „Neuzeit“. Die gibt es schon sehr lange — denken wir einfach Mal an die ältestes Science Fiction Serie der BBC, Dr. Who.
Für uns Kinder kamen natürlich Sachen wie Tatort (streng genommen keine Serie, da die einzelnen Filme für sich abgeschlossen sind) nicht in Frage. Statt dessen gab es Sonntags Serien zu unserer Unterhaltung, vornehmlich aus Tschechien. Etwa „Die Märchenbraut“ oder „Die Besucher“ — davon habe ich keine Folge verpasst.
So was wie „Bingen Watching“ war selbstverständlich nicht möglich. Eine Folge pro Woche, kein Streaming. Zudem war es um den Nachschub schlecht bestellt. Hätte man alles auf einmal sehen können, wäre die Wartezeit bis zur nächsten Serie ziemlich lang gewesen.
Folgen der Serienschleuder
Lassen wir die Vergangenheit hinter uns. Normale Menschen schauen eine Serie zu Ende, bevor sie mit der nächsten beginnen. Dabei ist völlig unerheblich, wie lange sie jeweils für eine Serie benötigen. Trotzdem liegt die Serienschleuder selbst in solchen Fällen nicht weit weg. Natürlich kann man erst so was wie „Game of Thrones“ zu Ende schauen, bevor man etwas neues anfängt. Blöd nur, dass zwar eine Stafel zu Ende gehen kann, nicht aber die Serie selber. Zwangsläufig schaut man dann zur Überbrückung eine andere Serie. Und dann noch eine, weil von der zweiten Serie ja auch noch eine Stafel gedreht wird.
Im Kopf dreht sich dann ein Lustiges Karussell mit den Handlungen. Herzlich willkommen bei der Serienschleuder. Mittlerweile weiß ich schon wieder nicht, wie das alles bei Expanse zusammenhing. Ein Phänomen, was bereits beim letten Erscheinen einer neuen Staffel von Expanse dazu führte, alles noch mal von vorne anzusehen.
Serienschleuder geht auch anders. Etwa das Ansehen von mehreren Serien in zeitlicher Nähe zueinander ohne das eine Stafel zu Ende gegangen ist. So schauen wir derzeit „Designated Survivor“ und „Timeless“. Dabei ist die erste Serie von den beiden interessant, auch schön politisch, aber etwas vorhersehbar. Timless dagegen ist erfrischend anders. Ist der Bösewicht wirklich der Bösewicht? Zudem erinnern mich die abgeschlossenen Episoden und das Thema Zeitreise stark an Dr. Who. Der Effekt: obwohl wir mit Designated Survivor vorher angefangen haben, wurde die Serie jetzt in der Anzahl gesehener Folgen von Timless überholt.