Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Unter den Jungsozialisten in der SPD gibt es genau so schwarze Schafe wie überall sonst in der Gesellschaft. Pauschal kann man die Jusos jedoch deshalb nicht als erbärmlich bezeichnen.

GroKo Vorgeschichte

Zumindest in Bezug auf meine eigene Zugehörigkeit zur Partei ist das Kapitel SPD für mich abgeschlossen. Das hindert mich allerdings nicht, mich weiterhin mit den Sozialdemokraten zu beschäftigen. Ein Spannungsfeld zwischen Mitleid und mit leiden. Aber auch etwas, was immer wieder für ziemliche Verstörungen sorgt.
Morgen steht der außerordentlicher Bundesparteitag in Wiesbaden an — die von mir seit längerem befürchtete Krönungsmesse von Andrea Nahles. Aus meiner Sicht findet keine Wahl statt, sondern eine Proklamation. Trotz tapferer Gegenkandidatin.
Das ich weder ein Freund der Großen Koalition war und bin, noch einer von Andrea Nagels, ist kein Geheimnis. Beide sind meiner Meinung nach verheerend für die SPD.
Um die irgend notwendige Erneuerung der Partei in Gang zu setzen, braucht es frischen Wind. Dieser wird nicht von der alten Garde, zu der ich auch Andrea Nahles zähle, kommen. Meine Hoffnungen beruhten bisher auf den Jusos. Junge Menschen mit unkonventionellen Ideen, die in der SPD für ordentlichen Wirbel sorgten und sorgen — dachte ich. Einer davon war bisher für mich der Vorsitzende der Jusos, Kevin Kühnert.

Erbärmliche Jusos

geralt / Pixabay

Enttäuschung durch Jusos

Mir ist durchaus bewusst, das viele ehemalige und aktuelle Spitzengenossen früher auch aktiv bei den Jusos waren. So etwa auch die bereits erwähnte Andrea Nahles — die ich im Übrigen während meiner eigenen Zeit bei den Jusos auch schon suspekt fand. Damals lernte ich, dass es auch bei den Jungsozialisten Höhen und Tiefen gibt. Positive Erlebnisse mischten sich mit so Dingen wie quortierte Redeliste. Zudem wurde unterschieden, ob man aus einem rechtsrheinischen und linksrheinischen OV kam — dabei ging es nicht um Köln, sondern den Niederrhein.
Wie dem auch sei, kommen wir von der Vergangenheit zur Gegenwart. Und damit zu einer aktuellen maßlosen Enttäuschung. Kevin Kühnert hielt ich wirklich für eine sympathische, integre Person. Bis gestern, als ich das Interview mit ihm bei Spiegel Online las. Umgangssprachlich (und wenn ich denn eine hätte) würde ich sagen, mir wäre in dem Moment der Kitt aus der Brille gefallen. Kühnert von den Jusos will ernsthaft auf dem Parteitag morgen Andrea Nahles wählen. Ernsthaft? Ich konnte es nicht glauben. Seine Beweggründe kann ich nicht nachvollziehen, auch fehlt mir seinerseits eine wirklich starkes Argument, warum er die Gegenkandidatin Simone Lange nicht unterstützt. Und das ist, mit Verlaub, erbärmlich. Erst den großen Aufstand machen und sich gegen Nahles stellen, dann ihr eine Rose überreichen. Wieder mal gelernt: Jusos sind auch nur Menschen und am Ende kümmert sich jeder selber darum, wo er bleibt. Besonders dann, wenn er in der Partei noch Karriere machen will.

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