Ob es Leben auf dem Mars gibt ist mittlerweile unrelevant. Wichtiger ist, ob es Leben geben könnte. Dieser Fragestellung geht das Spiel Terraforming Mars nach.
Roter Planet
Seit meiner Kindheit fasziniert mich der rote Planet. Ja, es gab auch mal Phasen, in denen ich glaubte, selber vom Mars zu stammen. Kinder sind manchmal so komisch. Science Fiction Romane habe ich immer schon verschlungen. Der Mars aber wurde für mich zunehmend unrelevant. Da war schließlich nichts. Er war nicht mal in Reichweite für die bemannte Raumfahrt — und ist es nach wie vor noch nicht. Zuletzt hat mich die Serie Mars ziemlich begeistert. Sie dreht sich um die Besiedlung des Planten. Dabei ist sie halb Fiktion halb Dokumentation. Was wäre nach heutigem Stand der Technik und Wissenschaft möglich? Eine faszinierende Frage. Ähnlich faszinieren ist das Spiel Terraforming Mars — nein, es ist nicht das Spiel zu Serie, auch wenn es gut passen würde.
Lange Zeit bin ich um das Spiel herum gekreist. Trotz Rezensionen, die es hoch gelobt haben, trotzt des lockenden Themas. Sogar trotz einer Empfehlung aus dem Freundeskreis. Mich schreckte die Materialqualität ab, über die leider ebenfalls berichte wurde.
Mars im Spiel
Hinzu kam dann noch ein Faktor, den man auch nicht unterschätzen sollte. Ein anderes Spiel, welches mir Thema für ein Brettspiel erstmal ziemlich verleidet hat. Die Rede ist selbstverständlich von First Martians. Selten habe ich ein Spiel erlebt, was sich so sehr selber im Weg steht. Hoch ambitioniert bedeutet eben auch, eine ziemliche Fallhöhe zu haben.
Dennoch kreisten meine Gedanken immer wieder um Terraforming Mars. Befeuert wurden diese noch durch den Umstand, dass es bald eine iOS-Version geben wird. Beim letzten Spieletreffen erwähnte ich dann das Spiel. Für meine Geldbörse ein Fehler, denn es bestand durchaus Interesse, es ebenfalls mal auszuprobieren. So kam es dann zu einer Bestellung. Dran schloss sich dann diese Woche der Versuch, die Regeln zu verstehen. Zuerst lag es am Kaffeeentzug — dachte ich zumindest. Seit gestern weiß ich, dass es an den Regeln selber liegt. Als Spieler kennt man es leider schon, selbst guten Spielen durch die Regelhölle gehen zu müssen.
Qualität von Terraforming Mars
Die Spielregeln sich definitiv keine Stärke von Terraforming Mars — der Schwerkraft-Verlag hat sie zwar super für die deutsche Ausgabe übersetzt. Leider aber nicht lektoriert. Ehrlich, ich kann nicht verstehen, wie so man nicht mit sanfter Hand Regeln so umschreibt bei der Übersetzung, dass sie wirklich verständlicher werden. Es fängt schon an mit dem Aufbau der Spielregeln. Üblicherweise erwartet zumindest ich, eine Übersicht des Spielmaterials zu erhalten und dann den Aufbau des Spiels. Mit einem aufgebauten Spiel kann man nämlich ziemlich gut die Regeln nachvollziehen. Nein, bei Terraforming Mars wird erstmal einiges an Details erklärt, bevor einem auf Seite acht der Spielaufbau gezeigt wird. Leute, das geht wirklich besser.
Beim lesen der Regeln blättert man ständig hin und her, weil bestimmten wichtige Information so verstreut sind, dass man fast wahnsinnig wird. Und was ist auf der Rückseite der Anleitung? Eine Übersicht des Spielablaufes? Nein, natürlich nicht. Das Impressum und der Spielinhalt, also die Auflistung der Komponenten. Selbstverständlich ohne Grafik.
Stärken und Schwächen
Großzügigerweise liegen dem Spiel acht Übersichtskarten bei, ein Satz besteht dabei aus vier Karten. Reicht für für Spieler, was ja kein Problem darstellen sollte für ein Spiel, welches mit fünf Personen spielbar sein will. Ohne Hilfe aus dem Internet ist man aufgeschmissen. Dankenswerterweise hat drooney ein anschauliches Ablaufdiagramm erstellt, was den Rundenablauf und Endwertung gut vermittelt.
Lieber Schwerkraft-Verlag, bitte bei der nächsten Auflage das auf die Rückseite der Anleitung drucken!
Mit meckern bin ich aber noch nicht fertig. Die Resourcenmarker sind ziemlich schlecht verarbeitet. Die Metallfarbe ist nicht vollständig. Es heisst, das sei produktionsbedingt. Nun, wenn man das weiß, nimmt man etwas anderes. Verlage die Wert auf Materialqualität legen, machen das schließlich auch. Es hätten auch einfach Münzen gereicht.
Wirklich entscheiden übel sind jedoch die Spielertableaus. Damit wird viel hantiert. Ziemlich schnell verrutschen da Ressourcen. Es ist halt nicht egal, ob ein kupferfarbener Würfel im Feld mit den Megacredits oder dem Eisen liegt.
Kleinauflage keine Entschuldigung
Die Auflagenhöhe von Terraforming Mars im Vergleich zu etwa Scythe kenne ich nicht. Letzteres spiel zeig jedoch sehr gut, wie ordentlich Spielertableaus auszusehen haben. Gut, dann kostet das Spiel vielleicht zehn Euro mehr in der Anschaffung. Wäre mir egal. Wenn man allerdings erstmal zwanzig Euro zusätzlich ausgeben muss, um eine spielbare Version zu erhalten, ist mir das nicht egal.
Genug gemeckert. Leider muss an sich Terraforming Mars nämlich trotz aller Kritik kaufen. Meine Frau und ich sind gerade bei der ersten Partie und es zeigt sich jetzt schon, dass es eine hohen Suchtfaktor hat. Aus mal eben reinspielen ist gestern Abend eine Stunde geworden. Klar ist das ein Expertenspiel, ein Eurogame und so weiter. Aber eins mit ziemlichem Themenbezug wie ich finde. Dazu tragen ganz entscheidend die zahlreichen Projekte (Spielkarten bei). Man bekommt wirklich das Gefühl, einen Planten urbar zu machen, auch wenn man nur Würfel von einem Kästchen ins nächste schiebt.
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