Wenn Schüler sich ihre Lehrer selber aussuchen dürften, wäre Träm niemals Klassenlehrer geworden. Nicht mal das, man hätten ihn allenfalls als Hausmeister beschäftigt. Wobei kein Schüler einen Vortrag über die Inhaltsstoffe hören möchte, wenn er sich am Kiosk etwas für die Pause kauft. So aber wurde Träm Klassenlehrer. Das brachte nicht nur Verantwortung und lästige Elterngespräche mit sich, sondern auch den Kelch der Klassenfahrten. Eine Horde Pubertierende für mehrere Tag rund um die Uhr mehr oder weniger um sich zu haben, gehörte zu den vielen unamüsanten Dingen im Leben von Träm. Es tröstete ihn auch nicht, dass keiner mit ihm freiwillig auf Klassenfahrt fuhr.
Alle Beteiligten versuchten das Beste draus zu machen. Träm schlug immer wieder Reiseziele vor, die garantiert langweilig waren. Das schuleigene Landheim auf Langeoog gab es nun mal, also konnte man auch dorthin fahren. Selbst dann, wenn seine Schüler lieber nach Paris oder London gefahren wären.
Die Schülerinnen und Schüler rächten sich auf ihre Weise. Legendär war der Oberstufenkurs, der es fertig gebracht hatte, den Koffer mit Träms Sachen an Bord der Fähre verschwinden zu lassen. Ganz zufällig tauchte der erst auf der Rückfahrt wieder auf. Träm hatte darüber nie ein Wort verloren.
Als er mit seinem Kurs an diesem Morgen in Bielefeld auf dem Bahnsteig stand, ging es natürlich wieder Richtung Langeoog. Die Zugfahrt würde über sechs Stunden dauern. Da war man schneller in Paris oder anderswo.