Ruhige erste Tage auf dem politischen Bolzplatz hat niemand von der SPD nach Eintritt in die Bundesregierung erwartet. Insofern kann und darf es für die Partei in Regierungsverantwortung auch keine Schonfrist geben.
Amoklaufende Fast-Vorsitzende
Mittlerweile kommt es mir zu den Ohren raus. Ich kann es nicht mehr hören beziehungsweise lesen. Jedes Mal, wirklich jedes Mal, wenn in der Presse, insbesondere in der Süddeutsche Zeitung, von Andrea Nahles geschrieben wird, dann mit dem Zusatz „künftige Parteivorsitzende“. Hallo? Das wird man selbst in der SPD nicht automatisch, auch wenn es so mancher in der Partei so gerne hätte. Natürlich bekommt man den Eindruck, man wäre auf einem Bolzplatz. Derjenige, beziehungsweise diejenige, welche am rücksichtslosesten foult, macht das Tor. Es gibt durchaus andere Bewerber innerhalb Partei, etwa die Oberbürgermeisterin Simone Lange aus Flensburg — der ich im Übrigen alle Daumen drücke.
Zum Foulspiel gehört es auch, richtig mies nachzutretend. Wie noch bekannt sein sollte, gab es ja kürzlich das Mitgliedervotum in der SPD, bei dem es um die Frage ging, ob man denn in die Große Koalition eintreten solle oder nicht. Die Basis durfte abstimmen. Vorab wurde von der Parteispitze fleißig Werbung für die eigen Posten im Kabinett beziehungsweise für die Große Koalition gemacht.
Bolzplatz des guten Benehmens
Allerdings gab es auch Gegenstimmen. Nicht nur der Juso-Vorsitzende Kevin Kühnert sprach sich dagegen aus, sondern auch noch eine Reihe anderer Genossen in Amt und Würde. Genau das aber wird ihnen jetzt zum Verhängnis. Man kennt es anderen Staatsformen, da wird mit Abweichlern nicht gerade sanft umgesprungen. Insofern ist dann ein nicht letales Foulspiel harmlos. Einen guten Eindruck hinterlässt es dennoch nicht, denn es sagt auch viel aus, wie man sich die Erneuerung der Partei unter einer möglichen Vorsitzenden Andrea Zahle vorzustellen hat.
Wie die Rheinische Post am vergangene Freitag berichtete, wird es in der SPD für GroKo-Gegner ungemütlich. Künftig dürfen die nichts mehr auf dem Bolzplatz mitspielen, weil man ihnen übel mitspielt. Angeblich soll es interne bereits erste Sanktionen gegeben haben. Posten wurden anders besetzt als erwartet, zudem gibt es wohl Genossinnen und Genossen, die Gegner der Großen Koalition jetzt nicht belohnt sehen wollen. Zumindest nicht, sofern sie nicht Kevin Kühner heissen. Das wäre ja auch zu auffällig. Aber anderen kann man schon mal ein Wunschamt versagen, ohne das es großen Wirbel verursacht. Wobei, man muss mit den Gerüchten vorsichtig sein.
Heils Langzeitarbeitslose
Dagegen kein Gerücht sondern offizielle Meinung des neuen Sozialminister Hubertus Heil (SPD) ist das, was dieser in Bezug auf Langzeitarbeitslose von sich gegeben hat. Sie sollen gemeinnützige Arbeit leisten. Hatten wir das nicht schon mal? Natürlich, so was taucht immer wieder auf. Zum Beispiel sonderte der CSU-Bundestagsabgeordneten Stefan Müller so was vor 12 Jahren ab. Damals war die Empörung bei den Sozialdemokraten noch recht groß.
Langzeitarbeitslose gelten als Freiwild, die keine richtige Lobby haben. Ist man betroffen, muss man sich schon auf ein paar Rangeleien einrichten. Auf dem Bolzplatz ist es nicht gemütlich und die soziale Hängematte wirklich nur ein Märchen.