Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Die SPD-Politiker der Zukunft zukünftige Bundesregierung als Gurkentruppe zu bezeichnen, ist möglicherweise ungerecht und viel zu früh. Ein Glücksgriff sind sie dennoch nicht.

Vorstellungsgespräch überflüssig

Natürlich wurde niemand an der Basis gefragt, ob denn die jüngsten Personalentscheidungen der SPD gelungen sind. Es wird einfach im kleinen Kreis beschlossen und damit hat es sich dann. Vorgestellt wurde die Gurkentruppe, Verzeihung, die künftigen Ministerinnen und Minister der Bundesregierung mit SPD-Parteibuch selbstverständlich von Andrea Nahles. Sie übt schließlich schon mal den Parteivorsitz.
Das die Personen für die Bundesregierung ein großer Wurf sein, werden wohl die wenigsten behaupten. Im Grunde genommen ist eine Art Recycling-Aktion. Der bisherige Justizminister Heiko Maas beerbt Sigmar Gabriel (wer war das gleich noch mal?) als Außenminister. Das Justizministerium wiederum erhält Katarina Barley — ihr vierter Jobwechsel innerhalb von zwei Jahren. Bei Bewerbungsgesprächen in der freien Wirtschaft würde jeder Personaler wohl kritisch nachfragen. In der Politik ist das nicht weiter schlimm, man muss ja auch keine besonderen Qualifikationen vorweisen. Wobei Barley die als ehemalige Richterin durchaus vorzuweisen hat.

Gurkentruppe

krzys16 / Pixabay

Team Gurkentruppe

Für Arbeit und Soziales wird demnächst Hubertus Heil in der Bundesregierung zuständig sein. Das ist der Mann, der den „hervorragenden“ Wahlkampf der SPD mit zu verantworten hat. Hier besteht großes vertrauen, dass er es im Ministerium nicht noch schlimmer verreißen kann. Bei Atomkraftwerken werden verbuchte Brennstäbe endgelagert, im politischen Betrieb schiebt man gerne nach Brüssel oder Berlin ab. So wechselt also Svenja Schulze von Nordrhein-Westfalen in die Bundesregierung. Freilich ohne ein Mandat zu haben, denn Frau Schulz ist keine fehlte Abgeordnete des Bundestags.
Gleiches gilt für die designierte Familienministerin Franziska Giffey. Bisher war sie Bezirksbürgermeisterin von Neukölln, zumindest ist sie nicht lange zu ihrem neuen Arbeitsplatz unterwegs. Der letzte im Team ist dann der kommissarische SPD-Parteivorsitzende Olaf Scholz. Er wird neuer Finanzminister — irgendetwas musste man ja für ihn finden, als Trost dafür, dass er bald Andrea Nagels an der Parteispitze weichen muss. Auch Schulz kommt ohne Mandat in die neue Bundesregierung. Damit verfügt die Hälfte der von der Parteispitze vorgeschlagene Personen meiner Meinung nach nicht über die demokratisch notwendige Legitimation.
Alle sechs Politiker haben zudem eine große Gemeinsamkeit. Positiv ausgedrückt gelten sie als Teamfähig, anders etwas als der geschasste Sigmar Gabriel. Wenn es aber ganz nüchtern betrachtet, sind die sechs die Gurkentruppe von Andrea Nahles. Keiner von ihnen kann der Parteivorsitzenden in spe gefährlich werden.

Auswahl nach Qualifikation

Im Vordergrund stand nicht die Auswahl nach Qualifikation, sondern die Frage, welche Machtambitionen die jeweilige Person hat. Alles sechs sind Nagels künftig verpflichtet und werden ihr mit Sicherheit nicht in den Rücken fallen. Ein Personaltableau wie gemacht für eine zukünftige Kanzlerkandidatin Nahles — bleibt es bei den Umfagewerten, wird sie uns jedoch als Bundeskanzlerin erspart bleiben.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner