Ein, zwei anders getroffenen Entscheidungen und ich hätte auch lebenslänglich Pausenhof bekommen. Zumindest so ähnlich, wenn ich denn mein 2. Staatsexamen gemacht und Grundschullehrer geworden wäre. Bin ich aber nicht. Aber es soll gar nicht um mich gehen, schließlich bin ich kein Lehrerkind wie Bastian Bielendorfer. Dessen erstes Buch ist vor drei Jahren erschienen, später gab es dann noch ein Hörbuch dazu. Und eigentlich sind Hörbücher nicht mein Fall.
Manchmal liegt man jedoch abends auf dem Sofa mit Augen, die zu müde sind für den Fernseher. Kurzerhand haben meine Frau (die hat tatsächlich lebenslänglich Pausenhof) die Anleihe-App aufgerufen und nach etwas zum vorgelesen bekommen gestöbert. Bei den gerade „zurückgegebenen“ Medien fiel uns „Lehrerkind : lebenslänglich Pausenhof“, gelesen von Bastian Bielendorfer, selber auf. Kann man ja mal machen, dachten wir. Die folgenden zweieinhalb Abende wurden wir hervorragend unterhalten. Allerdings fehlt ein deutlicher Warnhinweis. Einzelne Passagen, die Bastian Bielendorfer vorträgt, können zur spontanen Erstickung führen — vor lauter lachen.
Das Buch kenne ich selber nicht, aber als Hörbuch mach „Lehrerkind : lebenslänglich Pausenhof“ eine gute Figur, weil Bielendorfer seiner Geschichte die genau passende Stimme verleiht. Bei einer Autobiographie, ob fiktiv oder halberfunden, ist es immer etwas besonderes, dem Autor selber lauschen zu können. Wenn man über Bastian lacht, ist es zumindest im meinem Fall immer auch ein mitfühlendes Lachen. Wie er in Pumuckl-Unterhose auf dem Schulhof steht, kann ich mir bildlich vorstellen. Gleichzeitig spüre ich auch, wie furchtbar verletzend und peinlich so was ist. Jene Passage aus dem Buch gibt es hier auch als Hörprobe.
Endgültig geht die Fantasie mit einem durch, wenn es um den kleinen Markus und das Kindergefängnis geht. Eltern können schon sehr grausam sein. Lehrereltern scheinen da eine eigene Kategorie für sich zu beanspruchen. Beneiden wird man Bastian wohl nicht. Das der Autor dann selber ein Lehramtsstudium begann, lässt sich vermutlich nur mit einer Art Stockholm-Syndrom erklären. Immerhin, er hat es aus Einsicht zeitig abgebrochen. Kann ich verstehen. Wobei mir persönlich die Arbeit mit Kindern in der Schule immer Spaß gemacht hat — Grundschule halt.
Die negativen Kritiken unter anderem bei amazon kann ich nicht nachvollziehen. Vielleicht stammen die 1-Sterne Bewertungen von Ostwestfalen, denn die gehen ja bekanntlich zum lachen in den Keller…
Das einzig wirklich negative am Hörbuch ist der Umstand, dass es nach etwas über drei Stunden zu Ende war. Aber für Nachschub hat Herr Bielendorfer bereits gesorgt. Sollten sich die Folgebücher nicht im Bestand der Stadtbibliothek finden, dann werden sie garantiert gekauft. Für die nächste Klassenfahrt.