Aus den Vorabveröffentlichungen der neusten PISA-Studie geht hervor, daß die Chancen auf einen höheren Bildungsabschluß bei Kindern aus sozial Schwachen Familien deutlicher schlechter sind als bei Kindern aus reichem Elternhaus. Bei gleicher Begabung und Intelligenz hat ein Kind mit reichen Eltern eine viermal so große Chance, daß Gymnasium zu besuchen.
Traurig daran ist, daß dies nicht neu ist, sondern der Zustand lange bekannt war und nie ernsthaft verändert wurde. Es ging auch in der Politik nie um die Herstellung einer Chancengleichheit, sondern nur um Steigerung des Ausstoßes an Gymnasiasten, wenn mehr für die Wirtschaft gebraucht wurden. Davon zeugt auch die Wortwahl zu Beginn der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts, als in der Bundesrepublik nach dem Sputnik-Schock davon gesprochen wurde, die Bildungsreserven zu mobilisieren. Gemeint damit waren Kinder aus armen Familien und bildungsfernen Schichten.
Wenn in diesen Tagen wieder über unser Bildungssystem diskutiert wird, sollte genau hingehört werden, welche Argumente ins Feld gebracht werden. Schon jetzt ist zu erkennen, daß es wieder nicht primär um Chancengleichheit sondern um den Wirtschaftsstandort Deutschland geht. Solange Bildung nicht um ihrer selbst betrieben wird, ist jedoch jegliche Diskussion über eine Verbesserung der Zustände unehrlich.