Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Vorerst viel ihr Büro als Arbeitsplatz aus. Für Elke gab es daher keinen Grund, sich länger als notwendig in der Universität aufzuhalten.

Der eigentliche Grund für ihre Flucht in die Altstadt waren jedoch mögliche Fragen und geheucheltes Mitleid von Kollegen. Den Tee bei Gröger hatte sie nicht angerührt, so dass es naheliegend war, Café Klener anzusteuern. Ein spätes Frühstück wäre besser als gar keins.

Aderlass

StockSnap / Pixabay

Wie üblich war es um kurz vor elf bei Klener voll, aber nicht so voll, das man nicht noch einen Platz bekommen konnte. An der breiten Fensterfront wollte Elke sowieso nicht sitzen, sie zog einen der gemütlichen Sessel im Hinterzimmer vor. Ausblick nur auf den Hof, aber deutlich ruhiger. Hier würde sie fürs erste ungestört sein, hoffte sie.
Sie bestellte einen großen Kaffee mit wenig Milch, dazu das, was im Klener als „Katerfrühstück“ bekannt war. Elke bückte sich zum Rucksack, um ihr Notebook herauszuholen. Als sie wieder hochblickte, hatte sie Peter Breulan an ihren Tisch gesetzt und sah sie an. Wie immer kam Breulan direkt zur Sache.

„Was ist dir denn passiert?“

„Deine Tochter.“

Breulan musterte Elke und nickte leicht. Dann tippte er auf die Zeitung, die er dabei hatte.

„Also nicht das, was hier drin steht.“

„Sonst wärst du wohl kaum hier.“

Breulan war schon seit Jahren geschieden. Mit seiner Exfrau hatte er genau so wenig zu tun wie mit seiner einzigen Tochter. Elke Lonz jedoch war ihm nicht egal.

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