Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Stumpfsinnige Gewalt als Abendunterhaltung für Volljährige. So ließe die neue Netflix-Serie The Punisher zusammenfassen.

Gewalt ist ungleich Gewalt

Aber der Reihe nach, ohne vorzugreifen. Grundsätzlich sehe ich Gewalt in Filmen und Spiel etwas differenzierter. Auch bei Killerspielen neige ich nicht zur pauschale Verdammung. Ich lehne nicht nur diese mit Vorurteilen behafteten Begriff ab, sondern spiele selber Shooter wie etwa zur Zeit Battlefield 1. Was diese Kategorie Spiele angeht, habe ich schon einiges gesehen und gespielt.
In Bezug auf solche Computerspiele haben wir in Deutschland die Besonderheit, dass bestimmte gewaltverherrlichende Titel auf dem Index landen — eine weites Feld für eine intensive Diskussion. Den Index gibt es auch natürlich für Filme. Ganz persönlich habe ich gerade bei Filmen für mich eine rote Linie definiert. Es gibt eine Kategorie Film, die ich schwer beschreiben kann, daher am besten im Beispiel umreiße. So etwas wie „Event Horizon“ überschreit definitiv diese Linie. Was Kriegsfilme angeht, dürfen diese durchaus brutal und realistisch sein. Gewalt kommt einfach vor. Und an sich wäre diese gesamte Diskussion für mich gar nicht nötig.

The Punisher

3839153 / Pixabay

The Punisher polarisiert

Sie wäre nicht nötig, wenn meine Frau und ich nicht diese Woche angefangen hätten, The Punisher auf Netflix zu schauen. Die erste Folge war zwar auch schon voller Gewalt, aber wir haben das hingenommen. Zur Einführung der Figur, dachten wir. Kann man Mal machen. Über die titelgebende Figur wussten wir im Prinzip nichts. Wir beide sind nicht so im Marvel-Universum unterwegs. Jetzt, nach den ersten vier Folgen, stellt sich uns beiden die Frage, ob wir die Serie überhaupt weitersehen möchten. The Punisher, so wie Wikipedia ihn beschreibt, „ist ein Verbrecherjäger, der Selbstjustiz ausübt und auch vor gewalttätigen Praktiken wie Töten, Entführung, Erpressung, Nötigung und Folter nicht zurückschreckt“.
Das wirkt selbst auf mich, der ja wie bereits erwähnt so genannte „Killerspiel“ spielt und sich auch Kriegsfilme ansieht, abstoßend. Insbesondere dann, weil The Punisher Gewalt ausübt um Gewalt auszuüben. In den von uns gesehenen Folgen gab es keine Weiterentwicklung der Figur. Sie ist zutiefst vom Gedanken der Rache bestimmt. Die Brutalität der Serie ist extrem und wirkt so, als sei sie Selbstzweck. Ein weiteres Problem für mich mit The Punisher ist die Selbstjustiz. Die Figur ist Richter und Henker in einer Person, kennt keine Gnade. Nicht mal einen sauberen Tod, denn es wird nach Herzenslust gefoltert. Mit anderen Worten: widerlich.

Gewalt als Selbstzweck

Gewalt als Selbstzweck zur Unterhaltung. Ehrlich gesagt kann ich mir nach Feierabend etwas schöneres im Fernsehen vorstellen. Von der fünften Folge haben wir daher gestern nur die ersten zwei Minuten gesehen (die Figuren werden immer lächerlicher), bevor wir uns entschlossen, einen wie es bei uns heisst „Filmfilm“ anzuschauen. Wir hatten einen angenehmen Abend mit „Grand Budapest Hotel“.
Eine Serie, die nur aus einer Aneinanderreihung von Gewalt besteht, finde ich abstoßend. Ich muss mir auch nichts ansehen, wo keine Entwicklung der Figuren stattfindet. Wie bei Bücher habe ich bei Filmen (und Serien) einen gewissen Anspruch, auch wenn es sich um Popkornkino handelt. Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass für meine Frau und mich The Punisher auf Serienfriedhof der nicht zu Ende gesehenen Serien landen wird.

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