Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Im ersten Moment denkt man an den berüchtigten weißen Schimmel, wenn man WordPress für Blogger liest. WordPress, das ist doch das CMS, was für Blogger quasi erfunden wurde.

Zeiten ändern sich

Am vergangen Wochenende fand in Köln ein WordCamp statt. Nicht zum ersten Mal, wie man auch hier im Blog nachlesen kann. Das letzte WordCamp hier in der Domstadt, an das ich mich erinnere, war 2015 (möglicherweise habe ich auch ein Jahr verpasst). Damals unterschied sich die Organisation im Vorfeld erheblich. Sessions sollten nicht spontan vor Ort vorgestellt, sondern vorab eingereicht werden. Man kann darüber diskutieren, vor allem auch einer anderer Meinung sein.
In diesem Jahr lief es wieder so, dass die Sessions am Samstag vorgestellt wurden. Jedenfalls die für den Samstag. Persönlich fände ich das noch besser, wenn die Sessions auch gleich für Sonntag mit vorgestellt würden. Oder zumindest die alle, die in der Schlange derer standen, die eine anbieten wollten, zu Worte kommen. Bei BarCamp Köln jedenfalls hatte ich nie den Eindruck, dass man mitten bei der Vorstellung einfach einen Cut macht, weil keine Räume und Zeitslots mehr zur Verfügung stehen. Vielleicht sind der Räume doch etwas zu wenig?

Wordpress für Blogger

StockSnap / Pixabay

Doch bleibt alles gleich

Hinterher mit Kritik zu kommen so wie ich jetzt, ist immer besonders einfach. Ich hatte mich ja auch am Wochenende selber einbringen können. Gesundheitlich war ich aber bereits am Samstag etwas angeschlagen, so dass ich den kompletten Sonntag dann ausfallen lies. Die Party am Samstag fand ohne mich statt, definitiv kein Verlust für beide Seiten — hier kommt leicht der Asberger in mir durch. Jedenfalls, was die Sessions selber angeht, könnte ich daher nur zum Samstag etwas schreiben. Und natürlich nur zu denen, die ich selber auch besucht habe. So ausführlich wie sonst möchte ich das diesmal aber gar nicht machen. Mir geht es viel mehr um einen Gesamteindruck, den ich hatte.
Es war zumindest am Samstag Themen dabei, die sehr weit unten vom Kenntnisstand ansetzen. Anders jedenfalls kann ich eine Session zum Thema CSS für Anfänger nicht bewerten. Auf der anderen Seite des Spektrums ging es um eine WordPress Installation, die zur Lastenverteilung auf mehreren Server verteilt ist — Load Balance wäre hier das Stichwort. Aus Gründen war ich weder in der einen noch intuitiv nicht in der anderen Session. Mein Einstieg war die Frage- und Antwortrunde zu WordPress — dort hoffte ich, etwas mehr zu Gutenberg zu erfahren.

WordPress für Blogger

Dem Projekt Gutenberg (eine gute Übersicht dazu, was das eigentlich ist, findet sich hier) stehe ich etwas skeptisch gegenüber. Meine Blog hier betreibe ich schon seit Mitte 2003 — das sind über 14 Jahre. Manchmal wie vorgestern komme ich etwas durcheinander und spreche dann davon, dass ich so lange bereits problemlos von einer WordPress-Version zur nächsten aktualisiert habe. Das ist natürlich Blödsinn, wenn man weiss, dass die erste stabile Version von WordPress am 3. Januar 2004 erschien. Meinen Blog starte ich mit einem selber entwickelten System, da gab es in der Öffentlichkeit noch kein WordPress.
Der Ursprung von WordPress war, so behaupte ich mal, eine Möglichkeit für Blogger zu schaffen, ihre Texte einfach selber zu veröffentlichen. Ein WordPress für Blogger, so sehe ich die Wurzeln. Über die Jahre hat sich meiner Meinung nach WordPress weiter entwickelt. Und nicht nur das. Weltweit wird WordPress bei nunmehr 29 Prozent aller Websites eingesetzt. Das ist beachtlich. Allerdings sind das keineswegs alles Blogs. Das CMS wird überwiegend anders eingesetzt als es ursprünglich mal angemacht war. Schlecht ist das nicht. Auch nicht, das die Firma hinter WordPress, Automatic, versucht ihren Marktanteil zu vergrößern (eine Info aus der ersten Session).

WordPress für Agenturen

Es hat eine spürbare Entwicklung stattgefunden. Weg von WordPress für Blogger hin zu WordPress für Agenturen. Ein wichtiger Beleg für mich ist die Professionalisierung des Umfeldes. Den Eindruck hatte ich 2011 bereits auf dem WordCamp und er wurde am vergangen Wochenende noch mal bestätigt. Es gibt sicher noch eine Menge Blogger wie mich, die WordPress nutzen. Gefühlt sind wie aber in der Minderheit. Themen für Blogger gab es am Wochenende eher nicht auf dem WordCamp. Wer dagegen WordPress für Kundenprojekte einsetzt, bekam eine Menge spannender Themen geboten. Zwei Herzen schlagen, ach, in meiner Brust.
WordPress setzen wir in der Agentur auch wieder verstärkt ein und darum bin ich auch ganz froh. TYPO3 hat sich in eine Richtung entwickelt, die mir nicht mehr zusagt. WordPress ist für viele Projekte meiner Meinung nach das agilere System. Wir selber setzen WordPress gerne auch im Zusammenspiel mit so genannten Pagebuilder ein. Genau hier wird es vermutlich Schwierigkeiten geben, wenn mit WordPress Version 5 Gutenberg zum Core Bestandteil wird. Gutenberg ersetzt den bisherigen Editor und die Meta-Boxen bei erstellen eines Beitrags vollständig. Ob Pagebuilder mit ihren Shortcodes dann noch funktionieren?
Die Entwicklung sehe ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Für die Agenturprojekte wird Gutenberg eine Herausforderung werden. Für mich als Blogger privat wird sich vermutlich eher wenig ändern. Wer WordPress als Blog nutzt, dürfte beim Umstieg wenig Probleme haben (ich werde das wohl mal in den kommenden Tagen ausprobieren).

Rückschritt oder Markteroberung

Ob Automatic mit Gutenberg den Markt weiter erobern wird, da bin ich mir nicht sicher. Das Prinzip der Blöcke unterscheidet sich doch deutlich vom bisherigen System. Nutzt man WordPress für Blogger, wird man keinen Unterschied merken. Allenfalls könnte das bisherige Copy and Paste aus einem anderen Editor hin zu WordPress etwas umständlicher werden. Für viele Agenturen, gerade kleine Agenturen und Einzelkämpfer, die WordPress in Kundenprojekten einsetzen, wird sich mit Sicherheit einiges ändern.
Natürlich kann man sich auf den Standpunkt stellen, dass Veränderungen nicht grundsätzlich böse sind. Das Beharren am Bisherigen dagegen mitunter schon mal negative Züge trägt. Bei Automatic sollte man jedoch nicht vergessen, dass um Geld und in der Gesamtsumme um viel Geld geht. Wenn mit Gutenberg Projekte unbrauchbar werden, vernichtet das Kundenvertrauen und auch Existenzen. Mein Vorschlag an dieser Stelle wäre ja eine einfache Konstante in der wp-config.php, um zwischen Gutenberg und dem bisherigen Editor auswählen zu können. Ein Plugin um den alten Editor wieder zu bekommen halte ich dagegen für den falschen Weg.

Am Ende des Samstages

WordPress 5 wird erscheinen, wenn Gutenberg fertig ist. Das war auch eine der wichtigen Aussagen, die ich am Samstag mit nach Hause genommen habe. Ansonsten gab es für mich als Blogger nicht viel. Für den Agentur-Mensch, der ich ja auch bin, dagegen eine ganze Menge.

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