Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Es gibt als einen neuen Anwärter auf den Posten „Kanzlerkandiat“ in der SPD. Keine neue Erkenntnis gut eine Woche nach dem Sigmar Gabriel die Brocken hinwarf. Als Außenminister hat er ja jetzt besonders viel Zeit für seine Familie.

Jetzt folgt ihm als Parteivorsitzender und Kanzlerkandidat in spe Martin Schulz nach. Und die SPD verfällt in einen Rauschzustand. Die Titelseite des letzten SPIEGEL brauchte es, wenn auch ziemlich peinlich für die Genossen, auf den Punkt: „Sankt Martin“

ulleo / Pixabay

Hoch zu Ross kommt Schulz daher, um die SPD zu retten. Aber nicht jeder in der Partei wird vermutlich unter seinen Mantel passen. Es sei mal dahingestellt, ob Schulz wirklich auf hohem Ross sitzt. Ich denke, er ist eher ein bodenständiger Mensch und möglicherweise sogar eine Gute Wahl.

Abgesehen davon halte ich die ganze Euphorie für absolut übertrieben. In Scharen treten Menschen in die SPD ein, so dass in einigen Ortsvereinen sogar die Parteibücher ausgehen. Was soll man davon halten? Irrsinn? Ein Stück weit auf jeden Fall.

Zum ersten Mal gibt es so was wie einen Hoffnungsschimmer, da die SPD aus ihrem Dauerumfragetief herauskommt. Sicherlich verbunden mit dem „neuen“ Gesicht an der Spitze. Die Wahl ist damit allerdings noch nicht gewonnen, es wird auch mit Martin Schulz ein anstrengender Weg. Ungewiss auch, ob das Ziel erreicht wird.

In der jüngeren Vergangenheit hat man sich innerhalb der SPD oft Wunder von einer neuen Person an der Spitze erhofft. Nicht selten wirkt ein großer Teil der Genossen plötzlich wie auf Drogen. Die Sache nüchtern betrachten wäre wohl besser, zumal es für jeden Kandidaten unglaublich schwer werden dürfte, überhöhte Erwartungen an ihn auch tatsächlich zu erfüllen.

Wie der Wahlkampf mit Schulz wird, ob er die Wählerinnen und Wähler bei Auftritten begeistern wird — darüber kann man zum jetzigen Zeitpunkt nur spekulieren. Schulz ist nicht der Erlöser, für den ihn einige Genossen halten. Er ist in jedem Fall aber eine bessere Wahl als Gabriel. Für den Wahlkampf erhoffe ich mir in jedem Fall einen fairen Umgang miteinander. Sowohl innerhalb der SPD, denn es wird wie immer auch kritische Stimmen geben, als auch außerhalb.

Merkel und Schulz, sie werden fair miteinander umgehen, da habe ich erstmal keine Zweifel. Was aber beispielsweise die AfD angeht, nun die ist sich bereits jetzt für nichts zu schade. Man versucht, Schulz zu diskreditieren in dem man in die unterste Schublade greift.

Wer vor einem Buchhändler als Bundeskanzler warnt, hat es wirklich nötig — mehr zu lesen vor allem. Ob jemand Buchhändler, Bauer oder Hilfsarbeiter ist, mir ist das völlig egal. Ein abgeschlossenes Studium ist kein Qualifikationsnachweis dafür, um Bundeskanzlerin oder Bundeskanzler zu werden. Es kommt auf die Person an (und diejenigen, die diese Person im Regierungsalltag beraten).

Es kommt darauf an, für welchen politischen Kurs jemand steht und ob er diesen auch den Menschen im Land vermitteln kann.

Und ganz ehrlich: in einem Land, in dem der Buchdruck erfunden wurde, sollte man doch stolz darauf sein, wenn ein Buchhändler Bundeskanzler wird.

Ich für meinen Teil verfalle nicht in die allgemeine Euphorie, bin aber zumindest vorsichtig optimistisch. Die Tage werden wieder heller. Auch für die SPD.

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