Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Ein Mensch wird durch eine herausragende Tat zu einem Helden. Oder dadurch, dass wir glauben er hätte eine herausragende Tat begangen. In einer Welt voller Schrecken und Chaos braucht es Helden. Lichtgestalten, die uns anderen Menschen eines zeigen: es gibt immer einen anderen Weg, eine bessere Entscheidung.

Manchmal gehört viel Mut dazu, ein Held zu sein. Zum Beispiel dann, wenn man in einem Unrechtsregime Flugblätter gegen selbiges verteilt, wohl wissend, dass einem die Todesstrafe droht. Ein anderes Mal reich bereits ein beherztes Auftreten, um andere in ihrer Schranken zu weisen und schlimmer zu verhindern. Oder man ist rechtzeitig mit einem Feuerlöscher zur Stelle und macht das, was einfach geboten ist.

diaan11 / Pixabay

ALs ich wenige Tage nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Berlin vom polnischen LKW-Fahrer las, der auf dem Beifahrersitz gesessen hatte, erstaunte mich das, was über ihn berichtete. Er soll mehren Menschen durch sein beherztes Eingreifen ins Lenkrad das Leben gerettet haben, obwohl er selber schon verletzt gewesen sei. Ein Junge Frau, so stand es in der Süddeutsche Zeitung, legte Blumen an einer Stelle auf dem Marktplatz nieder. Sie war davon überzeugt, ohne den Menschen, der am Ende tot mit mehreren Stichverletzungen und einer Schusswunde auf dem Beifahrersitz gefunden wurde, nicht mehr zu leben. Für sie war der polnische LKW-Fahrer ein Held.

Seit gestern tauchten Meldungen auf, aus denen eins mit aller Deutlichkeit hervorging: der polnische LKW-Fahrer soll bereits Stunden vor der Tat durch einen Kopfschuss getötet worden sein. Wenn dem so ist, wäre es wirklich sehr schwer für ihn gewesen, dem Attentäter ins Lenkrad zu greifen. Er konnte also nichts schlimmeres verhindern, weil ihm selber bereits das Schlimmste widerfahren war.

Ist er deshalb ein falscher Held? Für bleibt er ein Held. Ich glaube, auch wenn er vor dem eigentlich Anschlag schon tot gewesen ist, hat er den LKW niemanden freiwillig überlassen. Er hat sich gewehrt und starb dafür, dass das Fahrzeug nicht in falsche Hände fiel. Allein das macht ihn bereits zum Helden.

Darüber hinaus, ganz unabhängig. Hätte er es nicht verdient, ein Held zu sein? Für die Angehörigen und auch für die Opfer ist er bereits jetzt zu einem Symbol geworden. Etwas, was wir in der dunkelsten Stunde brauchen. Falsche Helden, das wären für mich Menschen, die sich mit ihren nicht gegangene Taten brüsten. Und das wird er polnische LKW-Fahrer ganz bestimmt nicht machen.

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