Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Im Januar hatte ich mir noch einen wie Peter Lustig als Politiker im Bundestag gewünscht. Jemanden, der hinterfragt, Denkmuster durchbricht. Und jetzt ist er im Alter von 78 Jahren verstorben. Das macht mich traurig. Genau so macht es aber eine unglaubliche Anzahl Menschen traurig, denen ich bei Facebook und Twitter folge. Nicht nur für mich war Lustig der Held meiner Kindheit, sondern ganz offensichtlich für viele andere auch.

Der Moderator und Hauptdarsteller von Pusteblume, später dann Löwenzahn, war anders. Anders als die eigenen Eltern, anders als andere Sendungen im Fernsehen. Zudem lebte er für die Sendung ganz unkonventionell in einem Bauwagen. Lustig machte die Latzhose zu seinem Markenzeichen, zu einer Zeit, als man Latzhosen noch tragen konnte.

blickpixel / Pixabay

Was Peter Lustig wirklich konnte, war nicht aufklären, sondern auch erklären. So gut, dass es Kinder und Erwachsen verstehen konnten. Dabei hat er sich der angebiedert noch herabgelassen. Er war einfach so. Menschen die gut erklären können, besitzen eine besondere Gabe. Eine, die man im Bildungssystem niemals als unbedingt gegeben annehmen kann. Schon als Kind merkte ich, dass ich Dinge oft besser verstand, wenn sie von jemanden wie Peter Lustig erklärt wurden. Andere, bestimmte Lehrer zum Beispiel, konnten das wenige gut.

Erst ganz langsam setzt sich in Deutschland die Erkenntnis durch, dass gutes Erklären eines komplizierten Sachverhaltes eine Leistung ist, die honoriert werden darf. Unverständlich erklären und mit möglichst vielen Fremdwörtern um sich werfen dagegen ist kein Nachweis von Wissen. Sondern eher ein akademisches Standesdünkel, welches hoffentlich bald verschwunden sein wird.

Lustig war ein Macher. Jemand der aus der Praxis kam. Kein Theoretiker. Jemand, der auf dem zweiten Bildungsweg studiert hat. Vielleicht erklärt das ein Stück, warum er erklären wollte.

In Erinnerung geblieben ist mir auch „Klaus-Dieter“, die sprechenden Türklingel an seinem Bauwagen. So was wollte ich damals auch haben.

An der einen oder anderen Stelle im Netz wird das Intro-Video von Löwenzahn verwiesen. Hätte ich auch gerne gemacht, aber Linlizenzenrechte sprechen dagegen. Wer bei Youtube sucht, findet es — und noch viel mehr, zum Beispiel die allererste Folge von Löwenzahn „Peter zieht um“.

Als Kind war er ein Mensch, der für mich ein Stück weit Vorbild war. Als Lehrer hätte ich gerne so erklären können wie er. Mir wird Peter Lustig fehlen, für mich starb mit ihm auch ein Teil meiner Kindheit.

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