Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Aufwachen. Fassungslos sein. Das ging mir heute morgen als erstes durch den Kopf, ich schrieb es bei Twitter und Facebook. Angesichts dessen, was vergangen Freitag Abend in Paris passierte, fehlten mir einfach die Worte. Auch jetzt noch ist es schwer.

Zeitgleich wurde an sechs verschieden Orten in Paris terroristische Anschläge verübt. Unter anderem schossen die Täter bei einem Konzert wahllos in die Menge. Hauptsache, möglichst viele Menschen töten. Angst und Schrecken zu verbreiten. Die Bilanz: 128 Tote, über 200 Verletzte, einige von ihnen sehr schwer. Unzählige Menschen, die ihr Leben lang traumatisiert sein werden.

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Beim Frühstück überschlugen sich die Meldungen, es war mir unmöglich, alles zu lesen, zu verarbeiten — zu verstehen. Völlige Überforderung angesichts der Informationsflut. Vermutlich auch für die Medien eine enorme Herausforderung. Statt zu lesen, schaltete ich den Fernseher ein, ARD. Es war viertel vor neun, eine sachliche Zusammenfassung der Geschehnisse basierenden auf dem Kenntnisstand.

Dann wurde eine Erklärung von Bundeskanzlerin Angela Merkel angekündigt. Sie verspätete sich etwas, las sichtlich bewegt vom Blatt ab. Das was sie vortrug, berührte mich. Und, ich muss es ehrlich sagen, ich bin ihr dankbar für die Worte. Ja, wir weinen mit den Menschen in Frankreich. Mit unseren Brüdern und Schwestern, die wir Menschen alle sind.

Die Gewalt hat uns alle getroffen, egal wo wir gestern Abend waren. Der Tag danach fällt unglaublich schwer. Es tut gut, wenn jemand keine Antworten aus der Schublade zieht, aber deutlich macht, wo er, wo die Regierung, wo wir alle stehen. Seite an Seite mit unseren Freunden in Frankreich.

Schämen sollte sich in dieser Stunde alle, die die Anschläge missbrauchen, um Stimmung gegen Flüchtlinge zu machen. Warum sind die Menschen aus Syrien zu uns gekommen? Weil sie genau so viel Angst vor der Mörder der IS haben.

Politisch werden die nächsten Tage außerordentlich schwer. Den richtigen Kurs zu finden, ist nahezu unmöglich. Wie sieht die gemeinsame, europäische Antwort auf die Terroranschläge aus? Staatliche Überwachung, Vorratsdatenspeicherung — es hat nicht geholfen, die Anschläge in Paris zu verhindern.

Ich habe keine Antwort. Allerdings stimme ich Angela Merkel aus tiefsten Herzen zu, wenn sie sagt: „Wir wissen, dass unser freies Leben stärker ist als jeder Terror.“ Jetzt mehr denn je müssen wir unsere Werte leben. Und verteidigen.

Die Bewährungsprobe dafür wird nicht lange auf sich warten lassen. Es wurden seitens des IS mit weiteren Angriffen gedroht. Alle jene, die wie Frankreich gegen den IS vorgehen, sind zu potenzielle Zielen erklärt worden.

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