Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Bei einem Fernsehzuschauer sollte man das Lesen nicht unbedingt voraussetzen. Ein Beleg dafür ist die Entrüstung über eine „unverschämte“ Preiserhöhung bei Netflix (Anbieter von Streaming Videos). Gleichzeitig wundert mich, wie man aus einer Mücken-Meldung einen Elefanten machen kann. „Anziehen der Preisschrauben“, „Preiserhöhung nach einem Jahr“ und ähnliche Schlagzeilen machten die Runde. Der tatsächliche Informationsgehalt tendierte insgesamt eher gegen Null. Zumal Netflix selber seine Kunden via E-Mail informiert hat.

In der durchweg positiv formulierten Mitteilung konnte man lesen (siehe oben), dass man als Bestandskunde weiterhin für ein Jahr garantiert 8,99 Euro monatlich für das „2 Geräte gleichzeitig“ Abo (bei dem auch die Filme in HD angeboten werden) zahlt. Erst danach wird wohl die Preiserhöhung auf 9,99 Euro, die ab sofort für Neukunden gilt, greifen.

Quelle: Netflix

Quelle: Netflix

Begründet wurde die Preiserhöhung mit einer Verbesserung des Angebotes — was ja eigentlich schon mal gut ist.

Eine Preiserhöhung um 1 Euro, umgerechnet etwas über 11 Prozent, ist nicht besonders viel. Für mich steht dem gegenüber ein Angebot, welches ich monatlich auch entsprechend nutze. Natürlich gibt es bei so einer Dienstleistung auch eine Schmerzgrenze, die jeder für sich selber ausloten muss. Im Grunde bietet Netflix eine Pseudo-Flatrat für Filme und Serien an. Man kann für seinen monatlichen Beitrag so viel sehen wie man will. Was aber nur dann richtig Spaß macht, wenn auch neue Inhalte zu Verfügung gestellt werden — deswegen also eine Pseudo-Flatrat. All-you-can-eat bringt bei einem Büffet schließlich auch nichts, wenn die Küche nichts mehr auffüllt.

Aber zurück zum eigenen Nutzungsverhalten. Unter 10 Euro ist der Prei für mich noch vertretbar. Würde Netflix monatlich 15,99 Euro kosten, wäre das für mich ein Kündigungsgrund. Nicht etwa, weil es objektiv zu teuer ist, sondern weil der Preis nicht mehr mit meinem Nutzungsverhalten deckungsgleich ist. Bei Netflix ist man mit Sicherheit auch so pfiffig, solcherlei zu berücksichtigen. Zumal man als andere als der einzige Anbieter auf dem Markt ist.

Wenn ich mein Nutzungsverhalten als Maßstab nehme, müsste ich statt eines Streaminganbieters auf die Zahlung meines Rundfunkbeitrags verzichten, was aber nicht möglich ist (und ich auch so in der Form für gut halte, wäre aber ein ganz anderes Thema an dieser Stelle).

Netflix bietet für den Monatsbeitrag einen Gegenwert, der sich durchaus lohnen kann — wenn man Serien mag und nicht zu denen gehört, die sehr viel hintereinander gucken (denn dann ist das Büffet schnell abgeräumt). Die Eigenproduktion bei den Serien haben durchaus Niveau, was Filme angeht, sieht es eher schlechter aus. Wobei es bei den anderen Anbieter auch ähnlich ist. Wirkliche Top-Neuzugänge sind selten, die muss man entweder kaufen oder leihen.

Fazit: Die „gigantische“ Preiserhöhung ist viel Lärm um fast nichts. Für mich steht der neue Preis in einem gutem Verhältnis zum Angebot wie ich es nutze, zudem muss ich erst in einem Jahr mehr als bisher bezahlen. Wer jetzt meckert, macht das nordisch oder beruflich.

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