Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Soweit ich eine mir ziemlich nahestehende Biolehrerin (tatsächlich meine Frau) richtig verstanden, teilen Bienen ihren Artgenossen mit, wo die tollen Sachen (Blüten etc.) zu finden sind. Der Bienentanz auf Partys dagegen ist die Unterhaltung über neue Serien.

Dank diverser legaler Streamingangebote muss man sich keine Gedanken machen über Verfügbarkeit und Nachschub. Der schieren Masse an Möglichkeiten steht die eigene Lebenszeit (minus der Zeit zu Broterwerb, essen und schlafen sowie sonstiger Bedürfnisse) gegenüber. Auswahl ist geboten, aber ähnlich wie bei den Bienen ist Hilfe willkommen.

sorenlaursen / Pixabay

Man freut sich über Empfehlungen und geht denen gerne nach, besonders dann, wenn man der Überzeugung ist, der Empfehlende habe den gleichen Geschmack wie man selber. Eine Garantie für ein gelungenes Erlebnis in Serie ist das freilich noch lange nicht — wie ich kürzlich erleben durfte. Manche Serie stellen sich beim selber ansehen nämlich als großer Käse heraus. So auch die von vielen Seiten gelobte und wärmstens empfohlene Blacklist.

Der meistgesuchteste Verbrecher der Welt, Raymond „Red“ Reddington, stellt sich zu Beginn der Serie freiwillige dem FBI und bietet dem Dienst seine Zusammenarbeit an. Bestandteil seines Deals ist, nach und nach berüchtigte Schwerverbrecher und Terroristen ans Messer zu liefern, von einer Liste, die nur er kennt (daher der Name der Serie). Im Gegenzug verlangt er nicht nur Immunität, sondern will ausschließlich mit der Agentin Elizabeth Keen arbeiten. Den Rest der Handlung kann man sich irgendwo im Internet selber anlesen.

Letztendlich behandelt jede Folge eine Art „Fall“, wobei sich gegen Ende herausstellt, dass alles einer Art Masterplan folgt. Es ist auch kaum gespoilert wenn man verrät, dass die beiden Hauptfiguren Reddington und Keen die ganze Zeit umeinander tanzen und man als Zuschauer schon nach zwei Folgen weiss, dass er ihr Vater ist — dies aber niemals zugeben wird.

Der Mann von Keen ist noch die einzig interessante Person im Spiel, da man sich nie wirklich sicher ist, welche Rolle er wirklich spielt und ob man ihm nun glauben kann. Oder nicht. Oder vielleicht doch.

Was mich bei der Serie Blacklist furchtbar genervt hat, war die fehlende Entwicklung von Elizabeth Keen. Die Frau ist, zumal für eine FBI-Agentin, verdammt nah am Wasser gebaut. Ständig stehen ihr die Tränen in den Augen und man befürchtet, sie würde jeden Moment losheulen. Sie ist keine starke Persönlichkeit, sondern wird von den Ereignissen und Entwicklungen durch die Serie gestoßen — ständig bereit, an das Gute zu glauben, weil es mal gut war und dem Bösen, selbst wenn er gut ist, immer unter Generalverdacht zu stellen.

Nein, mir hat die Serie ganz und gar nicht gefallen. Ich fand sie sogar überzeugend schlecht. Für mich gab es nur einen Grund, bis zum Ende der ersten Staffel (ja, wir haben es befürchtet, es wird eine Fortsetzung geben) weiter zu schauen. Um am Ende diesen einen Satz sagen zu können: „Siehste, ich hab es doch gewusst!

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