Von allen guten und bösen Geistern verlassen

WordPress als Beitrag zur Demokratie

Bereits im Vorfeld zum WordCamp Köln 2015 hatte ich bereit ein paar Worte darüber verloren es für mich kein barcamp, sondern eine Konferenz ist. An dieser Stelle möchte ich das nicht erneut aufgreifen, denn unabhängig vom tatsächlichen Format haben die Veranstalter ein verdammt guten Ding auf die Beine gestellt — das kann man bereits nach dem ersten Tag sagen und dafür auch schon mal meinen vollen Respekt.

Wenn überhaupt etwas Anlass zur Kritikasterei gäbe, dann die Rückseite meines Namensschildes. Wie man, obwohl vorne fett „Thomas Boley“ drauf steht, hinten „Anton Bollen“ schreiben kann, ist mir ein Rätsel. Möglicherweise wurde da ja nur etwas vertauscht. Aber gut, sei es drum.

Nach einer für mich etwas uninsprierenden Keynote, bei der die spannendere Frage, wer WordPress schon länger als 10 Jahre nutzt, fehlte, ging es in die erste Session. Den (englischen) Vortrag von Jessica Rose zum Thema „WordPress as a Gateway into Development“ fand ich beachtenswert. Auch wenn es noch weitere gute Sessions gab, möchte ich mich im Folgenden nur mit dieser einen Session beschäftigen. Weil sie weit über WordPress hinausragt.

Gehen Sie auf ein WordCamp...

Gehen Sie auf ein WordCamp…

So lange ich WordPress auch schon selber kenne, war mir die Sichtweise von „WordPress as a Gateway into Development“ bis heute neu. Dabei habe ich noch vor ein paar Tagen selber einen Schülerpraktikanten mit WordPress vertraut gemacht, um ihm von der klassischen C-Programmierung Richtung Webentwicklung zu bringen. Der Junge fand richtig Gefallen an WordPress und wird es auch über das Praktikum hinaus nutzen.

Zurück aber zu Jessica und zu meiner, vielleicht etwas zu hoch gegriffenen Überschrift. Begeben wir uns auf eine kleine Zeitreise, so wie Jessica es mit dem Publikum heute ebenfalls tat. Zurück zu den Anfängen des öffentlichen Internets. Ob Seiten wie Spiegel Online, Deutscher Bundestag oder auch die eines einfachen Studierenden des Lehramts Primarstufe, die Webseiten waren sich alle auf gewisse Weise ähnlich. Ähnlich im Funktionsumfang aber auch im Design — um nicht zu schreiben, dass sie hässlich waren. Mehr ging nicht und zu der Zeit war es auch gut so. Man konnte sich den Quelltext jeder Webseite ansehen, das verwendete Markup kopieren und ausprobieren, was es bei seiner eigenen Seite bewirkte. Viel war es nicht.

Von diesem Zustand der Gleichheit sind wir mittlerweile Lichtjahre entfernt. Wer nur einfache Mittel zur Verfügung hat, dessen Seite wird in den meisten Fällen auch so aussehen. Große Firmen dagegen, die es sich leisten können, schöpfen aus dem Vollen, auch in technischer Hinsicht. Mit wenig Wissen bekommt man auch wenig Ergebnis. Javascript, PHP, CSS, HTML muss man nicht nur kennen, sondern beherrschen. Dazu Wissen über Schnittstellen, möglicher Sicherheitslücken und ein Händchen für Design wäre auch hilfreich. Darüber hinaus verlagert sich das Internet auch. Hin zu Apps, die nur einen Tunnelblick auf Inhalte bieten, hin zu (geschlossenen) Netzwerken wie Facebook, die nur Gleichheit simulieren. Kurz, vom ursprünglich demokratischen Zustand ist wenig über.

WordPress ist zwar als CMS nicht unbedingt demokratisch (was man weiss, wenn man ein wenig die Geschichte von Automatic, der Firma hinter WordPress, kennt). WordPress ermöglicht aber wieder genau den Zugang zur Materie wie vor rund 20 Jahren. Es lässt sich einfach installieren, man sieht schnell etwas und kann auch mit etwas Mut und Vertrauen in sich selber Sachen verändern. Dabei stellt man dann fest, hey, es ist leichter als gedacht. Das ist dann der Grund, warum Jessica Rose von WordPress als Tür zur (Software-) Entwicklung spricht. Es ist so niederschwellig, dass die Hemmschwelle schnell überwunden ist. Mit WordPress kann man Menschen begeistern und ein Verständnis auch für die Programmierung selber wecken. Mit TYPO3, und das kann ich verdammt gut beurteilen, funktioniert dies auf keinen Fall. Dort ist man ein ziemlich lange Zeit Noob.

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