Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Essen ist für ich mehr als nur Nahrungsaufnahme. Ist ein Ereignis, im großen wie auch kleinen Kreis. Entsprechend genieße ich es. Zum essen gehört für mich auch immer das Kochen dazu. Dabei koche ich leidenschaftlich gerne, esse auch leider manchmal etwas zu viel — weil mir Selbstgekochtes einfach schmeckt.

Essen zu kochen oder zu mir zu nehmen ist daher eines nicht: lästig oder ein störender Faktor in meinem Leben. Essen ist Leben, Leben ist essen. In der Süddeutsche Zeitung am Wochenende findet sich der Artikel „Ausgekocht“, bei dem es sowohl um Essen als auch Kochen geht. Ganz zu Anfang wird dort Rob Rhinehart erwähnt, für den Essen eine so große Belastung war, dass er eine Art Nahrungsmittel erfunden hat. Vermutlich ziemlich ironiefrei nannte er es Soylent, in Anklang auf „Soylent Green“, das merkwürdigen Nahrungsmittel als dem gleichnamigen Film mit Charlton Heston.

Nicht nur weil ich bei Soylent zwangsläufig an den Film denken muss, stellt sich bei mir ein Brechreiz ein, wenn ich an das denke, was Rhinehart da kreiert hat. Soylent ist eine so krasser Gegenentwurf zum dem, was Essen ausmacht und ausmachen sollte. Wer zudem glaubt, es reiche, sich ein paar Nährstoffe zusammen zu googlen, dem kann man nur scher helfen. Es gibt eben einen Unterschied zwischen Nahrungsmitteln und Lebensmitteln. Das was wir essen, besteht nicht nur aus Nährstoffen. Entscheidend ist die Zusammensetzung.

Aber gut, lassen wir Rob Rhinehart in seinem Glauben — und auch denjenigen, die auf seinen Spuren wandeln. Schließlich gab es auch mittelmäßig begabte Science Fiction Autoren, die eine ganze Religion gegründet haben.

Was mich an dem Artikel aber weiter gewundert hat, war der Trend, um den es eigentlich ging. Immer mehr Menschen können nicht kochen und wissen nicht mal die einfachsten Dinge. Zum Beispiel, dass eine frische Vanilleschote kein Dreck ist, den man entsorgt. In der SZ kamen nur zwei Sorten vor. Die Unbegabten „Kochlegastheniker“ und diejenigen, die sich in höheren Sphären bewegen und zu Hause in sündhaft teuren Küchen Speisen zubereiten, bei denen die einzelnen Zutaten so erlesen sind, dass sich der Durchschnittsverdiener sie nicht leisten kann.

Was fehlt, sind die ganz normalen Menschen, irgendwo zwischen Hausmannskost und Kochbüchern. Die gibt es, garantiert. Meiner Meinung nach stellen sie auch eher die Mehrheit als die Ausnahme dar.

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