Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Noch liegt Karneval vor uns, Ausschweifungen werden geplant oder man befindet sich gerade in deren Durchführung. Zumindest dann,  wenn man auf diese Art der Freizeitbeschäftigung steht. Wobei, was für die eine Spaß ist, ist für andere harte Arbeit. So zu lesen im SZ-Magazin von diesem Freitag. „Hölle Alaaf — Das beinharte Geschäft hinter den Kulissen des Kölner Karnevals“ lautete das Titelthema. Schlimm, wenn man mitten in der Domstadt wohnt und mit Karneval ungefähr so viel anfangen kann wie ein — sparen wir uns hier die schlechten Vergleiche und überlassen gezwungen lustig anderen.

Köln kann nicht nur Karneval, sondern Köln kann auch katholisch. Wobei, Köln kann nicht nur katholisch, Köln ist katholisch. Ziemlich sogar. Noch ein Grund mehr, warum man mitunter als Protestant etwas außen vor ist. Aber sei es drum, es gibt auch noch andere Jahreszeiten und einen Bahnhof, von dem man aus schnell in Düsseldorf oder Bonn ist. Huch, was schreibe ich denn da? Etwas abwegig, denn eigentlich soll es doch hier um die Zeit nach Karneval gehen. Eingeläutet wird sie traditionell mit dem Aschermittwoch, den ich schon zu Schulzeiten nicht richtig verstanden habe. Die Mitschüler aus dem Konkurrenz-Verein kam meist mit einem Aschekreuz auf der Stirn in den Unterricht. Also meine Mutter hätte mich ja nicht mit einem dreckigen Gesicht in die Schule gehen lassen. Aber wie vielleicht schon mal erwähnt bin ich ja auch evangelisch — Gott sei Dank.

In der Zeit zwischen Aschermittwoch und Ostern, also 40 Tage lang, steht Fasten auf dem Speiseplan gläubiger Christen. Meine Mutter hat früher vieles gekocht, aber an ein solches Gericht kann ich mich nicht erinnern. Oder weniger flapsig formuliert: Fasten war zu Hause nie ein Thema. Daher reagiere ich auch eher ausweichend, wenn man in geselliger Runde zusammen sitzt und die Frage aufkommt, ob denn Protestanten eigentlich auch fasten. Gute Frage, die ich so ganz ohne Internet schon mal gar nicht beantworten könnten.

Luther, so ist aus dem Netz zu erfahren, war kein Freund des Fastens. Und Zwingli erkannte, dass es kein Gebot Gottes gibt zu fasten. Also könnte man annehmen, schließen sich Fastenzeit und Protestantismus aus. Mittlerweile ist Fasten, wie auch andere Formen der Selbstkasteiung, wie in Mode gekommen. Schon in den 80er Jahren versuchte man in der evangelischen Kirche, ein Art Fasten populär zu machen. Leitgedanke dabei war, auf etwas zu verzichten, um sich Abhängigkeiten und Prozesse bewusst zu machen, denen man im Alltag unterliegt. Das Moto des evangelischen Fastens lautet daher „7 Wochen ohne„. Eine Aktion, die mir schon in der Vergangenheit sympathisch war.

Um aber wieder zurück zu kommen zur eigentlichen Frage, nein an sich fasten Protestanten nicht — siehe Luther. Wir haben zwar keinen Papst, aber dafür leckeres Essen. Is(s)t doch auch mal was.

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