Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Es waren wirklich gute Vorsätze in diesem Jahr gewesen. Wenn man schon als Fachbesucher auf die Frankfurter Buchmesse kommt, dann schickt es sich nicht, so meine Annahme, dort von allen möglichen und auch unmöglichen Ständen Sachen mitzunehmen. Wobei mitnehmen in diesem Fall selbstverständlich beschränkt ist auf die Art von Dingen, die kostenlos als Werbemittel (mehr oder wenige) angeboten werden.

Routinierte Messebesucher kennen diese Menschen. Beutelratten oder Hamster genannt, die sich gierig alles in Beutel stecken, dessen sie habhaft werden. Und nicht mal die Beutel bringen Sie von zu Hause mit, sie werden an Ständen erbeutelt ähm nein, erbettelt — auch wieder falsch, aber egal, es ist vermutlich überdeutlich, was gemeint war.

Jedenfalls, um auf mich zurück zu kommen, war der Vorsatz, nicht als Hamster aufzutreten, weder etwas in Backen noch Beutel zu stopfen. Schon allein deswegen nahm ich mir keine Transportmöglichkeit von zu Hause mit. Man kann ahnen, wie so was ausgeht. Natürlich gab es dann doch wieder Interessantes, was sich der Digitalisierung verweigerte, aber für spätere Sichtung aufgehoben werden wollte.

Also gut, auch in diesem Jahr verfehlte ich das Klassenziel um Längen und bin noch weite entfernt davon, Profi-Besucher auf der Buchmesse zu sein. Andererseits ist es auch eine Frage der persönlichen Erwartungen und Ziele. Besondere Absichten hatte ich nicht, es ging mir lediglich darum, möglichst viel an Eindrücken in mich aufzunehmen. Das ging erstaunlich gut, weil man mangels Normalbesucher nicht durch die Gänge geschoben wurde, sondern sogar zu zweit oder zu dritt nebeneinander in aller Ruhe flanieren konnte. Eine fast schon dörfliche Atmosphäre, wenn man als Maßstab die Anzahl der zufälligen Begegnungen mit Freunden und Bekannten nimmt.

Den einzigen wirkliche fixen Termin, den ich mir gesetzt hatte, eine Diskussionsveranstaltung mit der Autorin des Aufschrei-Buches am Stand vom Vorwärts ließe ich mangels verfügbarer freier Sitzplätze sausen. Wenn man bereits den gesamten Vormittag in den Buchmesse-Hallen unterwegs war, möchte man vieles, aber Stehen gehört definitiv nicht dazu.

In meinen Hamsterbacken, beziehungsweise dem Beutel, der selbstverständlich auch unterwegs abgestaubt wurde, befindet sich einiges an noch zu sichtendem Material. Das muss ich morgen genauso wie meine Eindrücke sortieren. Die mit dem iPhone gemachten Fotos lassen allerdings bereits jetzt, unterwegs im Zug zurück nach Köln, einen Rückschluss zu. Mein Schwerpunkt in diesem Jahr waren definitiv Kochbücher. Um Krimis dagegen machte ich einen großen Bogen, wohl auch, um größere Depressionen zu vermeiden. Anders gesagt, fressen geht immer, zumindest solange man sich noch bewegen kann.

Als Autor stehe ich immer noch draußen vor der Tür und warte auf Einlass in einen Club, der weder exklusiv ist noch besondere Vorteile spricht. Das Einzige was die flüsternden Stimmen Versprechen, ist lebenslange Selbstgeißelung auf dem Weg von Manuskript zu Manuskript. Den Schwung von 2010, der mich in den NaNoWriMo trug, nehme ich diesmal nicht mit. Dafür aber eine gehörige Portion gute Laune, was für den ersten Urlaubstag in den Herbstferien immerhin auch schon mal etwas ist.

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