Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Ab einem gewissen Alter gibt es für Paar, die sich mit anderen Paaren treffen, eigentlich nur noch zwei Themen. Entweder es geht um Kinder, geplante Kinder beziehungsweise Nachwuchs in der Produktion. Oder aber man spricht über den Erwerb von Wohnungseigentum. Man(n) kennt dass, die drei Lebensziele: Kind, Haus, Apfelbaum.

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Während das Thema Nachwuchs sich für meine Frau und mich erledigt hat (aus Gründen), diskutieren wir gerne mit, wenn es um Wohneigentum geht. Je länger wird Miete zahlen, umso deutlicher wird uns, dass dieses Konzept eigentlich falsch ist. Zwar ist man durch eine Mietwohnung ungebundener, aber einen Preisvorteil gibt es längst nicht mehr. Insbesondere hier in Köln haben die Mietpreise eine Dimension erreicht, die einem die Tränen der Verzweiflung in die Augen treiben. Der Fairness halber muss man dazu jedoch ergänzen, dass der Erwerb von Wohneigentum auch in Köln etwas ist, was ordentlich viel Kapital voraussetzt. In Ballungsräumen bestimmen Angebot und Nachfrage den Preis.

Die Nachfrage nach Wohnraum, egal in welcher Form, ist in Köln extrem hoch und wird es auch auf absehbarer Zeit noch bleiben. Dagegen sieht es mit dem Angebot wenig rosig aus. Aus diesem Grund konnte ich der Idee einer Mietpreisbremse viel abgewinnen. Manchmal ist staatlicher Eingriff notwendig, wenn die Akteure auf dem Markt nicht gleichberechtigt agieren. Wer in Köln selber mal auf Wohnungssuche war, weiß, was Makler und Vermieter alles verlangen können — und sie finden immer jemanden, der sich darauf einlässt.

Heute berichtete der Kölner Stadt-Anzeiger über Ausnahmen bei der geplante Mietpreisbremse. Diese soll für Neubauten nicht mehr gelten, auch nicht, wenn es sich um so genannte Wiedervermietungen handelt (ursprünglich war eine Ausnahme für den Erstbezug vorgesehen). Damit stellt sich die Frage, ob das gesamte Konzept nicht hinfällig wird. Das Justiz- und Verbraucherminister Heiko Maas (SPD) die Kursänderung als vernünftigen Mittelweg bezeichnet, ist lächerlich. Die Immobilienbrachen wird sich die Hände reiben. Normalverdiener werden es weiterhin schwer haben, eine passende Wohnung zu finden, die auch finanzierbar ist.

Betrachtet man das Thema in Bezug auf die einleitend geschilderte Überlegung, dann legt man für sich persönlich Kriterien fest und lotet die eigene Schmerzgrenze aus. Wie weit ist man bereit ins Umland zu ziehen, um Wohnungswunsch mit dem Einkommen in Deckung zu bringen? Wie flexibel ist man, worauf kann man verzichten? Vernünftige Mittelweg gibt es hier nicht, sondern nur Dinge, die einen weniger schmerzen als andere.

Die SPD als Partei sollte sich überlegen, auf wessen Seite sie künftig steht. Setzt sie sich für Mieter und Familien ein, die für den Eigenbedarf Wohneigentum erwerben oder aber für Investoren, die mit Immobilien eine möglichst hohe Rendite erzielen wollen. Beide Gruppen gleichzeitig kann man nicht vertreten.

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