Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Nachrichten, Information aus dem Internet besorge ich mir in nur sehr wenigen Fällen direkt über die entsprechenden Webseiten. Primäre Quelle für mich sind die jeweiligen RSS-Feeds. die große Klammer dabei ist ein externe Dienst, der die einzelnen Feeds für mich einsammelt und sie geräteübergreifend synchronisiert. Vor fast einem Jahr zog ich mit den Feeds, die ich lese, von Google zu feedly. Der Umzug geschah dabei alles andere als freiwillig, denn Google hatte ein Datum festgelegt, an dem der Feed-Reader Dienst geschlossen werden sollte.

Von allen den sich damals bietenden Möglichkeiten versprach feedly die einfachste Migration der Daten. Der Dienst selber war kostenlos, so das bis Einführung der kostenpflichtigen Premium-Funktionen unklar war, womit der Anbieter sein Geld verdienen wollte. Zwar gab es Werbeeinblendungen im Webinterface, aber von denen bekam ich spätestens zu dem Zeitpunkt, wo ich nur noch lokale Programme die Feeds abholen ließ von feedly, nichts mehr mit. Für mich war feedly etwas, was solide im Hintergrund lief — so gut, dass ich mir keine weiteren Gedanken mehr machte. Bis gestern.

feedly_ddos

Am vergangenen Mittwoch legte eine DDoS-Attacke die Server von feedly lahm. Damit kam keiner der Nutzer mehr an seine Feeds heran. Hintergrund der DDoS-Attacke, war wie das Unternehmen mitteilte, ein Erpressungsversuch, den wohl auch noch ein paar andere Firmen traf. Selbst Spiegel Online berichtet darüber.

Der Haltung von feedly, sich nicht erpressen zu lassen und somit auch den Unmut der Nutzer in Kauf zu nehmen, kann man nur Respekt zollen. Mit Kriminellen verhandelt man genauso wenig wie mit Terroristen.

„Mit Terroristen ist nicht zu verhandeln“.
Helmut Schmidt

Unschöner Nebeneffekt der DDoS-Attacke für mich: ich war den ganzen Tag über blind. Für die Seiten, deren Änderungen ich per RSS verfolge, habe ich weder Lesezeichen noch einen Fallback. Das auch noch der Kölner Stadt-Anzeiger an diesem Tag morgens nicht geliefert wurde, machte die Sache nicht besser. Immer wieder starrte ich auf das kleine Ausrufezeichen bei ReadKit, welches mir Probleme bei der Synchronisierung signalisierte. Durch einen Austausch mit anderen Betroffenen (zum Glück funktionierten andere Internetdienste noch einwandfrei) stieß ich (mal wieder) auf fever. Im Gegensatz zu Google Reader und feedly eine Lösung, die man auf einem eigenen Webspace installieren muss (und kann). Wer WordPress selber hostet, hat mit Sicherheit alle Voraussetzungen, um auf seinem Webspace auch feedly zu installieren. Die wohl grösste Hürde dürfte für nicht wenige Interessenten der Preis sein. Ja, fever kostet. Ganze 30$ (etwa 22,79 Euro derzeit) für eine eigene Lizenz. Die Entscheidung für fever fiel mir in Bezug auf Kosten leicht. Die Einzigen Bedenken hatte ich in Bezug auf die Kontinuität in der Entwicklung von fever. Unklarheiten in Bezug auf den Import meiner bisherigen Feeds ließen sich dagegen schnell beseitigen.

Die größte Hürde war dann wieder feedly. Solange der Dienst nicht wieder lief, konnte ich auch nicht prüfen, in wie weit ich an eine Export-Datei für meine Feeds kommen würde. Heute Morgen war dann feedly wieder erreichbar. Ich nutzte die Gelegenheit, um für alle Fälle auf jeden Fall eine OPML-Datei zu haben mit meinen Feeds — die lässt sich über das Webinterface von feedly erstellen. Ein paar Stunden später wagte ich dann den Schritt in die Freiheit. Mein eigener fever Reader. Besonders gut finde ich bei fever, dass alle meine Reader-Apps damit zurechtkommen. Sowohl Mr. Reader (iPad), Reeder 2 (iOS) als auch ReadKit bzw. Reader 2.

fever_wildbits

Während ich mich bereits mit fever anfreunden konnte, schauten andere Nutzer von feedly spätestens gegen Nachmittag wieder in die Röhre. Zur Zeit ist der Dienst erneut nicht zu erreichen. Mir kann das mittlerweile egal sein, denn mit meiner neuen „Lesebrille“ bin ich von externen Lösungen unabhängig.

5 Kommentare

    1. Bisher bin ich positiv überrascht. Ein paar Eindrücke: Tags fehlen, habe ich aber nie verwendet. Wenn ich etwas aufbewahren will, nutze ich dafür Evernote. Hot und Sparks sind für mich nicht nötig bei fever, ich arbeite wie bisher mit Gruppen — das läuft auch soweit ganz gut. Synchronisierung ist gut, man sollte aber auf jeden Fall alle 15 Minuten einen Cronjob auf dem Server laufen haben, der die Feeds aktualisiert. Dann ist die Aktualität der Feeds auch erheblich besser als bei feedly. Ach ja, keine Multi-User-Accounts möglich.

  1. Aktuell bin ich sehr zufrieden mit dem Digg-Reader, habe daher eigene Sachen wieder ungenutzt liegen lassen, sind einfach weniger komfortabel.

    1. Der Digg-Reader synchronisiert aber nicht mit meinen Leseprogramme für Mac uns iOS — weder mit Reeder noch mit Mr. Reader. Für mich ein klares K.O.-Kriterium.

  2. Ja, dachte mir schon, dass du darauf wert legst. Da ich in erster Linie im Browser lese, ist DIgg recht schön. Fever war mir immer etwas langsam, aber ggf. ist das auch wieder viel besser geworden.

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