Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Es gibt Spiele, bei denen es sehr lange dauert, bis sie bei meiner Frau und mir eine zweite Chance bekommen. Anfang des Jahrs hatte ich bereits über das neu aufkommende Siedlerfieber geschrieben. Ein Manko hatte „Siedler von Catan“ von Anfang an. Es ließ sich nicht zu zweit spielen. Auch wenn es mittlerweile zwei Erweiterungen des Brettspiels gibt, die das Spiel mit zwei Spieler ermöglichen, so ist es doch eher eine Hilfskonstruktion, die kein befriedigendes Spielgefühl aufkommen lässt.

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Um dem entgegen zu wirken gibt es daher seit 1996 ein Kartenspiel für genau zwei Personen mit Siedler-Themaktik, das „Siedler Kartenspiel„. Wir haben uns das Kartenspiel damals direkt beim Erscheinen gekauft. Dazu auch noch die Tuniererweiterung und auch, weil es erforderlich war, das zweite Basisspiel und eine zweite Tuniererweiterung. Leider stellten wir für uns damals schnell fest, dass bei uns kein Spielspaß aufkam. Es fühlte sich nicht wie das Brettspiel an. Die damalige Regeln sahen zum Beispiel die Möglichkeit vor, Rohstoffe mit seinem Mitspieler zu tauschen. Man kennt es aus dem Brettspiel. Nur ergibt das keinen Sinn, wenn der Mitspieler mein direkter Konkurrent um den Sieg ist. Jeden Rohstoff, den ich ihm zukommen lasse, hilft ihm mehr als der Tausch mir nützt.

Gleichzeitig krankte das Spiel an der Kartenzusammenstellung. Nicht selten hatte man Ausbaukarten auf der Hand, die sich nur im Zusammenhang mit einer Stadt verwenden ließen. Im frühen Stadium des Spiels bremst so etwas ungemein.

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Vor vier Wochen griffen wir dann wieder zum Kartenspiel — der Druck, zu zweit siedeln zu können, war einfach zu groß….
Zuerst mussten wir alles neu sortieren, denn die vier Packungen waren völlig durcheinander. Bereits nach dem ersten Spiel war die Skepsis verflogen und sowohl meine Frau als auch ich wunderten sich darüber, warum wir damals nie warm geworden sind mit dem Kartenspiel. Es blieb aber ein Hauch von Unzufriedenheit. Auf der Webseite zu den Siedlern von Catan sahen wir, dass sich in der Zwischenzeit einiges getan hatte beim Kartenspiel. Mittlerweile hieß es „Die Fürsten von Catan„.

Das Material sah anders aus, es gab kein explizites Tunierset, dafür aber zwei Ergänzungsboxen mit weiteren Themen. Um nicht auf bloßen Verdacht hin ein Spiel, was man eigentlich schon besitzt, komplett neu zu kaufen, installierte ich mir die iOS-Version der Fürsten von Catan. Die Kartendarstellungen waren die erste augenscheinliche Änderung. deutlich stimmungsvoller als in der Urspungsversion. Beim spielen wunderten wir uns, dass ein Tausch von Rohstoffen zwischen den Spielern nicht mehr vorgesehen war. Gravierender war jedoch die Aufteilung in ein Basisspiel und drei verschiedene, darauf aufbauende Themen-Sets. Die Karten des Basisspiels beziehen sich ausschließlich auf Ausbauten von Dörfern, so das man auf Grund verschiedener Nachziehstapel selber entscheiden kann, ob man bereits Karten für den Stadtausbau auf die Hand nimmt oder nicht. Ein Blick in die Regel für das physikalische Kartenspiel bestätigten die Regeländerungen. Zudem kann man auf der Catan-Webseite eine Artikelserie über die Reform des Kartenspiels nachlesen.

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Uns bewogen Änderungen zum Neukauf des Kartenspiels. Gleichzeitig schafften wir uns die beiden Erweiterungen an. Seit dem hat es kein anderes Spiel auf den Tisch geschafft, da wir wenn es die Zeit zulässt, ausschließlich „Die Fürsten von Catan“ spielen. Die die Änderungen ist es zu einem hervorragenden Spiel für zwei geworden, bei dem sich Glück und Strategie die Waage halten. Gleichzeitig bekommt man wirklich das Gefühl, ein Fürstentum aufzubauen. Dadurch, dass man auch im Zug des anderen Spielers Catan-typisch über den Würfel Rohstoffe bekommt, gibt es wenig Leerlauf. Durch die Themensets hat man die Möglichkeit, verschieden Epochen in der Geschichte von Catan nachzuspielen und gleichzeitig den Schwerpunkt des Spiels auf einen ganz bestimmten Punkt zu legen. Handel, Ausbau und Intrigen, alles ist dabei. Die Interaktion kommt dabei nicht zu kurz, denn einige Karten ermöglichen es, dem Mitspieler gehörig in die Parade zu fahren. Empfindlichere Paare sollte allerdings ein großes Sofa besitzen, falls man die Nacht dann nicht im gemeinsamen Bett verbringen möchte.

Insgesamt ist „Die Fürsten von Catan“ ein extrem reizvolles Spiel, erfordert aber die Bereitschaft, sich darauf einzulassen. Zwar können auch Neulinge durch die Einführungsvariante schnell ins Spiel finden, dennoch richten sie die Fürsten eher weniger an Gelegenheitsspieler. Für meine Frau und mich ist „Die Fürsten von Catan“ auf jeden Fall die Wiederentdeckung des Jahres.

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