Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Traumdeutung ist ein Thema für sich und etwas, von dem ich persönlich eigentlich lieber die Finger lasse. Das meiste, was mir im Schlaf durch den Kopf geht, es meistens wirres Zeug und wenn etwas brauchbares dabei ist, schreibe ich es gewissenhaft auf. Man kann nie wissen — in irgendeinem Schreibprojekt lässt sich die Idee aus dem Traum mit Sicherheit verwenden.

Sehr selten gibt es Träume, die über die Nacht hinaus wirken und beschäftigen. Der letzte war gar nicht mal wirr, sondern eher harmlos bis hin zur Kategorie erfreulich. In der Wohnung stehend und aus dem Fenster schauend, betrachtet ich die Umgebung in der Nachbarschaft. Es war Speermüll herausgestellt worden, eine ganze Menge. Aus einem mir nicht erklärbaren Grund stieg ich aus dem Fenster und lief rüber zum Speermüll. Der Ärger über Nachbarn, die alles vollstellten verfolg schnell. Zwischen Möbeln, Teppichen und anderem alten Kram entdeckte ich eine Menge Schachteln von Brettspielen. Darunter viele Sammlerstücke, die ich selber noch nicht hatte. Mit einem ganzen Stapel auf den Armen marschierte ich zurück zur Wohnung und gab meiner Mutter die Schachtel durch das Küchenfenster auf der Rückseite des Hauses an. Dan ging ich wieder zurück, um mehr von den Spielen zu holen. Während ich zum zweiten Mal auf dem Rückweg war, wachte ich auf.

Zuerst noch die Freude über die Schnäppchen. Diese wich aber schnell der Erkenntnis, nur geträumt zu haben. Und dann kippte das Ganze auf eine unangenehme Art und Weise. Der Speermüll, auf dem ich die Spiele gefunden hatte, stammte von einer Wohnungsentrümpelung. So eine, die gemacht wird, wenn der Besitzer oder Mieter der Wohnung verstorben ist und keinen auffindbaren Verwandten hat.

Meine Frau und ich besitzen neben einer Menge Büchern auch mehrere Regale voller Brettspiele. Die sammeln wir und spielen sie auch leidenschaftlich gerne. Kinder haben wir nicht. Auch wenn der Gedanken unangenehm ist, so bleibt es doch einen unumstößlich Tatsache, dass wir eines Tages beide nicht mehr leben werden. Dann wäre es unsere Wohnung, die man entrümpeln würde. Dan läge unsere Spielesammlung auf dem Sperrmüll. Würde vielleicht nass werden im Regen oder vom Wind durcheinander geweht werden.

Mich macht weniger der Umstand, dann tot zu sein traurig, sondern die Vorstellung, was mit den ganzen Spielen passiert. Damit bin ich mit Sicherheit nicht alleine, denn es wir auch anderen Sammlern ohne eigen Nachkommen so gehen. Man sammelt und sammelt, horte liebevoll, ohne sich darüber im Klaren zu sein, was am Ende mit der Sammlung passiert. Sicher, genau genommen könnte es mir egal sein, schließlich bin ich dann tot. Ist es aber einfach nicht. Ich will nicht, dass sie zu Müll werden, der ohne Wertschätzung entsorgt wird. Sie sollen, so wie sie meine Frau und mich erfreut haben, andere erfreuen.

Der Traum hat mir deutlich gemacht, dass ich rechtzeitig aktiv werden muss. Das ich mir schon zu Lebzeiten Gedanken machen sollte, was mit den Spielen passiert. Ob sie eine Bücherei nimmt, ein Kinderhospiz oder eine Jugendeinrichtung. Hinterher entrümpeln andere, ohne das ich noch was dazu sagen kann.

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