Von allen guten und bösen Geistern verlassen

NaNoWriMo und rheinische Gene

Man hätte es auch vorher wissen können. Ein Blick auf den Kalender. Heute ist nicht nur der 11. Tag des NaNoWriMo, sondern auch der 11. November. Der elfte im elften, wie man in Köln auch sagt — gemeinhin der Beginn der fünften Jahreszeit.
Wer von Geburt aus kein Schunkelgen besitzt, trifft jetzt erste Vorbereitung für eine begrenzte Flucht aus der Domstadt, um die Karnevalstage im nächsten Jahr ohne Blessuren an Leib und Seele zu überstehen. Fastnacht ist mir egal und der 3. März 2014 noch lange hin. Wobei Experten wissen, dass die Problematik ab heute gerade in dem „noch lange hin“ liegt.

Es soll aber nicht um Karneval hier gehen, sondern um das Schreiben. Irgendwie zumindest. Mit rheinischem Frohsinn habe ich nichts am Hut. Zumindest behaupte ich das immer. Das ich väterlicherseits (waschechter Kölsche Jung) ein paar rheinische Gene abbekommen habe, lässt sich nicht von der Hand weisen. Besonders deutlich wird mir so etwas an Tagen wie gestern, beim zweiten Sonntagstreffen im Stadtgarten. Den Burger dort fand ich zwar nicht komisch, mir fiel aber im Gespräch auf, wie viel Humor in meinem aktuellen Krimi stecken wird. Zumindest bis die große Überarbeitungsschere darüber gehen wird.

Humor rutscht mir selbst dann in meine Texte, wenn ich es eigentlich gar nicht beabsichtige. Das Thema diesmal ist alles andere als komisch. Entführung, Vergewaltigung und bestialische Morde an jungen Frauen. Trotzdem (oder vielleicht gerade deshalb, weil mich das Thema selber belastet) rutsch mir immer mal wieder etwas durch in den Text. Zum Beispiel zwei Sätze eines Dialoges zwischen meinem Protagonisten (Kriminalkommissar) und der Mutter eines der Mordopfer.

ER: Was machen sie beruflich?
SIE: Ich bin geschieden.

Oder folgende Szene:

„So eine Sauerei. Waren sie das?“

Ein aufgebrachter Wanderrentner stand vor der Wackerberghütte, zeigte mit seinem Nordic-Walking-Stock auf Badinger.

„Sehe ich so aus?“

„Das ist keine vernünftige Antwort!“

Badinger korrigierte seine Annahme. Das vor der Hütte war kein Rentner, sondern ein pensionierter Lehrer. Jemand, der noch über den Beruf hinaus die Ansicht vertrat, unbedingt die Welt verbessern zu müssen. Badinger zog seinen Ausweis.

Mit mir gehen da einfach die Pferde durch. Das macht dann andere Szenen wett, in dem ich nicht darum herum komme, den Fäulniszustand einer Leiche detailliert zu beschreiben. Andererseits gibt es auch kein mir bekanntes Gesetz, welches auflockernde Szenen in einem Krimi untersagt.

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