Uli Hoeneß sei mit Ryan Air nach Rom geflogen und warte auf eine Audienz beim Papst. Das war gestern ein der Tweets, die den Irrsinn der letzten Tage gut auf den Punkt brachte. Und dabei ist das nur die Spitze des berühmten Eisbergs.
Noch im Wahlkampf hieß es, die CDU mit Angela Merkel stünde nicht für die Einführung einer Maut zur Verfügung. Dann kam es Berlin die Nachricht, im Bundesverkehrsministerium würde man bereits an Plänen zur Einführung einer PKW-Maut arbeiten. Zu einem Zeitpunkt, wo weder eine politische Entscheidung getroffen, geschweige denn überhaupt die Koalitionsverhandlungen zwischen CDU/CSU und der SPD abgeschlossen sind. Schließlich rudert Angela Merkel zurück und relativiert ihre früheren Aussagen.
Pinocchio hat aber nicht nur ein Schwesterlein. Schaut man sich an, was im Rahmen der Koalitionsverhandlungen besprochen und nach draußen getragen wird, bekommt man den Eindruck, Gepetto würde eine Fabrik besitzen, in der Holzpuppen hergestellt werden. Alle mit der gleichen Einstellung zur Wahrheitsliebe behaftet.
Handzahm wird der NSA-Datenskandal runtergespielt. Vorratsdatenspeicherung mit der SPD scheint auch kein Ding der Unmöglichkeit mehr zu sein. Den Mindestlohn, sofern sich die SPD mit Sigmar Gabriel an der Spitze dafür überhaupt noch stark machen wird, würde man frühestens 2015 einführen. Auch bei anderen Themen entsteht der Eindruck, man würde mit dem Ziel verhandle, um jeden Preis eine Regierungsbeteiligung zu erreichen.
Wer sich frustriert davon abwendet, um sich mit einer Plastiktüte über dem Kopf aus dem Elend zu verabschieden, sollte sich allerdings beeilen. Wie schon bei den Glühbirnen droht hier seitens er EU ein Verbot. Kein Selbstmordverbot, sondern eine EU-Kommission hat den Plastiktüten den Kampf angesagt.
Was mich persönlich jedoch gestern am meisten bewegt hat, war der Gastbeitrag von Yasmina Banaszczuk auf Zeit Online. Unter der Überschrift „Warum ich aus der SPD ausgetreten bin“ legte sie ihr Gründe offen. Ihr Austritt ist ein Schritt, den ich gut nachvollziehen kann. Die Sichtweise zu Sigmar Gabriel teile ich. Gestolpert bin ich beim lesen lediglich über den Namen Dennis Morhardt — für mich durch WordPress kein Unbekannter. In gewisser Weise schließt sich da wieder ein Kreis, wäre aber an dieser Stelle ein anderes Thema.
Ich muss mich im November, wo sich bei mir eigentlich alles um den NaNoWriMo drehen sollte, deutlich zurück halten. Manchmal jedoch wäre mir nach lautem schreien zu mute. Die neue Ausgabe des „Vorwärts“ gestern Abend im Briefkasten war daher für mich so was wie das Sahnehäubchen. Bisher habe ich nicht mal reingeschaut. Aus gutem Grund.
So was wie Nestwärme entsteht überings auch, wenn man die eigene Basis schnell genug über den Tisch zieht.