Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Es gibt so Sprüche, die man mit auf den Weg bekommt und sie anschließend nicht mehr los wird. Sie lauern einem auf dem Nachhauseweg auf, um einen aus dunklen Hausecken anzuspringen.

Einer der auf jeden Fall zu dieser Sorte gehört ist „schreib mal was lustiges“. Das ist leicht gesagt. Tatsächlich es es gar nicht so einfach, lustig zu sein. Wobei das noch stark übertrieben ist. Lustig ist harte Arbeit. Einen lustigen Texte zu schreiben, entsprechend auch. Das fängt schon mal mit der Definition dessen an, was lustig ist. Jeder lacht über was anderes. So kann ich zum Beispiel nicht über Tommy Jaud oder Mario Barth lachen.

Zudem kommen eine ganze Menge von Begriffen hinzu: Ironie, Satire, Komik, Humor usw. Über gute Satire muss man nicht unbedingt lachen können; sie muss nicht mal lustig sein. In den Tiefen des Internets kann man stundenlang hinabtauchen, ohne das man am Ende wirklich erhellendes gefunden hat. Begriffsdefinition, schön und gut, aber wie schreibt man denn nun einen lustigen Text?

Antworten darauf habe ich, wie angeführt, nicht gefunden. Für mich selber habe ich jedoch einen Entschluss gefasst. Ich möchte, wenn ich was „lustiges“ schreibe, keine brachialen Humor zum Einsatz bringen, Schenkel klopfendes Lachen hervorbringen, sondern mehr ein wissendes Schmunzeln auf die Gesichter der Leser zaubern.

Einfach wird das nicht unbedingt sein, aber es gibt mir die Chance, mich an skurrilen Figuren und Ereignissen zu versuchen. Gestern Abend ist zwar nichts gescheites herausgekommen, aber ein paar Fetzen, die ich bei Gelegenheit zu einem Flickenteppich verknüpfen könnte, wie zum Beispiel dieser hier:

Dankbar lag der Pappbecher auf dem Fußboden. Inzwischen störten ihn die kalten Augen nicht mehr, die aus dem Kopf hervor starrten. Dieser Kopf hing an einem Körper, der in eigenartiger Weise verdreht auf dem Sessel lag. Der Becher wusste nicht viel von menschlicher Anatomie. Arme auf den Boden zeigend, die Füße zur Decke, erschien aber auch ihm nicht richtig. Vor wenigen Minuten noch waren die Arme an der richtigen Stelle gewesen, hatten eine Hand zum Mund geführt und das heiße Etwas aus ihm heraus geschlürft. Jetzt kam aus diesem Mund kein Laut mehr. Halb geöffnet war er wie eingefroren, als ob er gerade noch vorhatte, seinem Erstaunen Ausdruck zu verleihen.

Den Titel meines Versuchs-Textes hatte ich recht schnell zur Hand: „Die Erdbeere an der Autobahn“. Noch fehlt es zwar vollständig an Handlung und dem Hauch einer Idee, in welche Richtung das alles gehen soll, aber ich habe einen Protagonisten. Der gefällt mir sogar richtig gut. Bis der mir nicht von alleine seine Geschichte erzählt, bleibt er vorerst im Schrank eingesperrt, zur Strafe.

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