Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Sonntag Morgen nicht in Twisted River, sondern in Bielefeld. Ein begeisteter Leser von John Irvings neuem Roman macht den Fehler, sich die Kritik zum Buch in der Süddeutschen Zeitung anzutun.

Ob Bernd Graf mit der Bezeichnung „großes Buch” nur den Umfang, nicht aber die Qualität des Buches meint, werde ich nie erfahren. Nach der Hälfte des Textes habe ich die Zeitung wutentbrannt ins Altpapier geworfen. Nicht weil Graf schlecht geschrieben hat, oder weil ich Kritik an einem meiner Lieblingsautoren nicht vertragen könnte.

Schuld an meinem Wutausbruch war die völlig unnötige Art und Weise von Graf, entscheidene Stellen und Wendungen aus dem Buch zu nennen und so Irvings Erzählung die Spannung zu nehmen. Mir ist nicht klar, warum
Graf das getan. Vielleicht wollte er ja beweisen, dass er das Buch tatsächlich gewissenhaft wie im Deutsch Leistungskurs der Oberstufe gelesen hat.

Mir hat es auf jeden Fall ein wenig die Freude verdorben. Ich will bestimmte Dinge selber lesen und nicht vorher verraten bekommen. Gerade bei meinem Lieblingsautor, der Bücher durchkomponiert, verstehe ich überhaupt keinen „Spaß”.

Falls jemand, der eventuell das Buch selber noch lesen möchte, von mir wissen will, wie ich das Buch bisher finde, so würde ich eine kurze Zusammenfassung der ersten Seiten wie folgt formulieren: etwas zu holzlastig am Anfang, aber ein typischer Irving mit Bären und Frauengeschichten.

4 Kommentare

  1. So viel zum Qualitätsjournalismus. Sogar dem Literaturkritiker der SZ ist es offenbar zu schwierig eine wohlformulierte Kritik zu verfassen, ohne gleich der Geschichte ihre Spannung zu nehmen. Vielleicht ja beim nächsten mal ;-)

  2. @Kugelschreiber-Autor: Was besonders ärgert, war ein Artikel in der SZ vor ein, zwei Wochen zum Thema Qualitätskritiker vs. Laienkritiken wie bei amazon. #fail würde sagen…

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