Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Wie die meisten von uns vermutlich Wissen, haben Diäten was mit Abnehmen zu tun. Wenn die Ernährung nicht komplett umgestellt wird, dann bekommt der Körper in der Regel weniger. Umgekehrt verhält es sich mit den Diäten unserer Mandatsträger im Bundestage. Abgesehen von der Tatsache, dass diese Diäten nichts mit Ernährung zu tun habe, liesst man von ihnen immer dann in der Zeitung, wenn es um mehr und nicht um weniger geht.

So wird aktuell auch wieder über eine Diätenerhöhung der Abgeordneten diskutiert. Es wäre nicht schwer, eine Neiddebatte vom Zaun zu brechen und zu hinterfragen, ob Politiker wirklich dass verdienen, was sie bekommen oder ob sie das bekommen, was sie verdienen. Gerade letzteres ist heikel zu diskutieren, da die körperliche Züchtigung mittels Rute in Deutschland abgeschafft wurde.

Nun ist es aber auch so, dass Diäten keine Belohnung für besonders verdienstvolle Tätigkeiten sind, sondern eine so genannte Aufwandsentschädigung darstellen. Gut, bei manchen Fehlentscheidungen wäre eine Andiewandentschädigung für die Hinterbliebenen der Mandatsträger vielleicht passender, aber wie bereits gesagt, körperliche Strafen wurden in Deutschland abgeschafft. Wobei die Seelenqualen, die ein abgewählter Politiker, der sich plötzlich nutz- und wertlos fühlt, schwer zu fassen sind.

Wo waren wir gleich noch mal stehen geblieben? Ach ja, die Diäten. Ob die geplante Erhöhung gerechtfertigt ist oder nicht, sei dahingestellt. Auf jeden Fall aber muss dringend gegen die anvisierte künftige automatische Erhöhung der Diäten vorgegangen werden, denn ein solches Verfahren bedroht die Boulevardpresse im Kern. Was blieben ihr denn noch für Themen, wenn sie sich nicht regelmäßig künstlich über eine Diätenerhöhung der Politiker aufregen könnte? Selbst der längste Bahnstreik wird irgendwann mal zu Ende sein. Um mit Volkes Zorn Auflage zu machen, braucht es immer wiederkehrende Themen, die sich mit Schlagzeilen wie „Selbstbereicherung” auf die erste Seite bringen lassen.

Bevor wir uns jetzt aber zu sehr auf die Seite der Berufspolitiker schlagen, wollen wir lieber noch mal klären, woher der Begriff Diäten eigentlich kommt. Wie so viele stammt er natürlich aus Köln – einer Stadt, die schon im Mittelalter Aufwandsentschädigungen an Ratsherren zahlte. Diese wurden auch immer wieder erhöht, bzw. angepasst, wie es ja im Sprachgebrauch heißt.

Gerade Handwerker wurden von den Abgaben, die zur Finanzierung der Entschädigungen besonders viel beitragen mussten, wussten oft nicht, wie sie den festgelegten Satz, der alternativ auch in Form von Naturalien zu entrichten war, bezahlen sollten.

Von einem Schuster, dessen Familie so immer weniger im Vorratsschrank hatte und in Folge dessen schon am Hungertuch nagte, ist folgender Ausspruch überliefert:

Die äten mir noch allet wech!

Das erklärt nicht nur die Ölbilder, auf denen fette Ratsherren zu sehen sind, sondern auch den Zorn des Mannes von der Straße, wenn in Berlin wieder von einer Diätenerhöhung gesprochen wird. Zwar bedient sich heutzutage kein Politiker mehr aus der Speisekammer des Bürgers, aber es entsteht mitunter der Eindruck, dass munter aus dem Topf mit Steuergeldern getrunken wird – wobei einige Berufspolitiker bekanntlich als kleines Kind in diesen gefallen sind.

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