Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Eine gute Pizza ist entweder selbstgemacht oder stammt vom Italiener des Vertrauens, keinesfalls aber aus der Tiefkühltruhe. Sollte die Tiefkühlpizza „wie beim Italiener” schmecken, dann sollte dringend die Pizzeria gegen ein besseres italienisches Restaurant austauschen. In der Regel ist eine Tiefkühlpizza genauso weit von einer richtigen Pizza wie, sagen wie mal, ein Provinzblatt von einer überregionalen Tageszeitung. In beiden Fällen stimmen die Zutaten nicht und hinterher bleibt ein merkwürdiges Resthungergefühl über – satt, aber nicht zufrieden.

Interessant wird es, wenn beide Produkte aufeinander treffen und das eine für das andere wirbt, denn anders als Werbung kann das, was Mischa Vérollet in der Neuen Westfälischen gefunden hat, nichtbezeichnet werden. Prominent auf der ersten Seite wurde dort (und im Lokalteil) mit Foto über eine neue „Bio”-Pizza von Dr. Oetker berichtet. Zur recht wurde diese Art der PR im sparrenblog.de kritisiert. Sicher lässt sich darüber streiten, ob es nicht angebracht ist für eine lokale Zeitung, über neue Produkte eines lokalen Weltkonzerns zu schreiben. Auch darüber, ob ein nicht ganz so koscheres, vermeintliches Bio-Produkt, so kritiklos über den grünen Klee gelobt werden muss.

Mit qualitativem Journalismus hat dass jedenfalls nichts zu tun, aber da sind wir dann wieder bei dem anfänglichen Vergleich von Pizza und Zeitungen. Auch wenn die ganze Sache wohl eher ungeschickt als tatsächlich von Oetker bezahlt wurde, so scheint doch das folgende Zitat zumindest ein Wenig zu passen:

Wer die Kapelle bezahlt, bestimmt welche Musik gespielt wird.
(Berthold in Stromberg)

Im den Kommentaren zum Artikel im sparrenblog selber hat sich auch Lothar Schmalen, Lokalchef der NW, geäußert. Süffisant ist sein Aufforderung

Leute, bitte künftig einmal kurz nachdenken, bevor ihr die NW-Lokalredaktion für dümmer verkauft als sie ist

Auf die Idee, die Lokalredation für dümmer zu verkaufen, als sie ist, ist tatsächlich noch keiner gekommen. Allerdings sollte die NW auch nicht versuchen, ihre Leser für dumm zu verkaufen, denn denen fällt schon auf, wenn schamlos für ein Produkt geworben wird statt zu informieren. Üblicherweise trägt Werbung in der Zeitung aber den Zusatz „Anzeige”.

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