Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Zu den morgendlichen Ritualen gehört es bei mir, die Wartezeit bis zur Ankunft des Zuges in Bielefeld damit zu verbringen, durch die Palette von Zeitungen und Zeitschriften zu stöbern, die in der Bielfelder Bahnhofsbuchhandlung angeboten werden. Dabei gilt für mich selbstverständlich die Regel meiner Großelter: „Kucken kannst du auch mit den Augen, du musst die Sachen nicht anfassen.”

Wenn ich eine Zeitung lesen will, dann kauf ich mir sie. Aber ich möchte mich ja nicht, wie üblich, über die Gewohnheiten meiner Mitmenschen auslassen, zumal ich ab und an, in ganz seltenen Fällen und wirklich nur zu Weihnachten in die Inhaltsverzeichnisse von Zeitschriften reinschaue – garantiert nur um zu überprüfen, ob sich ein Kauf, bei Abwägung aller finanziellen Risken, tatsächlich auch lohnt.

Wie dem auch sei, bei meinem morgendlichen Durchforsten des Pressedschungels stieß ich auf zwei besonders erwähnenswerte Highlights. Früher, als ich noch sportlich war (also ganz früher, um genau zu sein), habe ich mal Volleyball gespielt. Auch im Verein, aber das ist eine ganz andere Geschichte und würde jetzt zu weit weg vom eigentlichen Thema führen, wenn ich diese hier, zumal auch noch öffentlich, ausbreiten würde. Jedenfalls, aus dieser Zeit stammt noch eine, sagen wir mal eine gewisse Verbundenheit zu dieser Sportart. Daher hat mich es gefreut zu sehen, dass es auch, wahrscheinlich schon länger, eine Volleyballzeitschrift (vermutlich sind noch deutlich mehr auf dem Markt) gibt.

Ich möchte nicht anfangen, über die Unsitte zu schreiben, deutsche Wörter zunehmend durch englische Begriffe zu ersetzen und die Erodierung der Sprache zu fördern. Zumal das in den meisten Fällen nicht für schlimm, sondern sehr praktisch halte, was aber auch beruflich bedingt ist. Deutsche Wörter für Web, Internet oder Homepage möchte ich erst gar nicht wissen. Trotzdem bin ich aber der Meinung, dass englische Begriffe, wenn sie denn verwendet werden, konsequent verwendet werden sollten – eine Vermischung sieht nicht nur hässlich aus, sondern erweckt auch den Eindruck, dem Schreiber wäre die passende Vokabel abhanden gekommen.

Um die Katze aus dem Sack zu lassen: Ein Volleyballzeitschrift mit dem Untertitel „für Halle und Beach” ist einfach nur beknackt.

Solcher eine Wertung möchte für das nachfolgende Magazin nicht vornehmen, da ich nur den Titel gelesen und auf ein weiteres Studium der Inhalte zwecks Vermeidung von Lachanfällen verzichtet habe. Der poetische Titel des Werkes, das mir den Morgen versüßt hat: Zeitschrift für Ufos und Kornkreise

Auf dem Cover waren selbstverständlich verschiedene Kornkreise abgebildet und es wurde ein Wettbewerb in Italien erwähnt. Nun ja, jeder Mensch sollte seine Hobbys haben. So exotisch ist das mit den Kornkreisen vielleicht nicht, wenn ich mir die Zeitungsmeldung in Erinnerung rufe, über die ich beim Frühstück gestolpert bin. Da wurde von einem 68-jährigen, pensionierten Polizisten geschrieben, der mit einer Bahncard 100 mehrmals die Woche mit diversen Zügen quer durch Deutschland reist und Verspätung in sein Notizbuch schreibt.

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