Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Der Verzicht auf diskriminierende Sprache ist keine Zensur. Auch nicht die Einblendung eines Warnhinweises.

Geh doch nach drüben!

Als es die DDR noch existierte, gab es eine Redewendung im Westen für Unzufriedene. „Geh doch nach drüben!“ Auch wenn ich nie ein Freund dieser Redewendung war, müsste man diese abgewandelt wieder aufgreifen. Nur wäre in „nach drüben“ durch „Russland“ zu ersetzen. Die Redewendung wäre passend für das ganze AfD-Pack, welches sich an dem Verhältnis hier stößt. Da mindestens die Hälfte von ihnen gerne Putin den Arsch küsst, passt sie besonders gut.

Nach Russland zu verschwinden möchte ich auch gerne denjenigen zurufen, die sich in Deutschland über eine angebliche Zensur mokieren. Hier bei uns im Land gibt es die Pressefreiheit, drüben in Russland nicht. Natürlich führt es mitunter dazu, dass man hierzulande von „Systemmedia“ faselt, wenn einem die objektive Berichterstattung nicht passt. Eventuell würde das Leben unter russischen Bedingungen hier zu einer geistigen Gesund und Verbesserung der Wahrnehmung führen, um zukünftig wieder lupenrein Demokratie von Diktatur unterscheiden zu können.

Aber das nur am Rande, denn beim Thema Zensur muss man nicht so weit ins politische abschweifen. Es reicht, wenn man die Diskussion über alte Filme von Otto im WDR verfolgt, bei denen neuerdings ein Hinweis am Anfang eingeblendet wird.

Eine Zensur findet nicht statt

Der WDR stellt über die ARD-Mediathek alte Folgen der Otto-Show zur Verfügung. Die Sendungen stammen aus den 1970er-Jahren. Zu Beginn der Sendung wird folgender Hinweis eingeblendet (und vorgelesen):

Das folgende Programm wird, als Bestandteil der Fernsehgeschichte, in seiner ursprünglichen Form gezeigt. Es enthält Passagen, die heute als diskriminierend betrachtet werden.

Jetzt gibt es ein paar dumme Menschen, die darin nicht nur eine Bevormundung sehen, sondern auch noch von Zensur sprechen. Wobei eben nicht eine Zensur stattfindet, sondern lediglich ein Hinweis erfolgt. Der ist auch angebracht, denn die Zeiten haben sich geändert, was auch gut so ist. Wörter wie Zigeunerschnitzel, Neger und viele andere sind in der Mottenkiste der Geschichte verschwunden.

Wem das nicht passt: Früher war vieles definitiv nicht besser. Es gab keine 35-Stunden-Woche in der Metallindustrie, kein Wahlrecht für Frauen und noch viel früher Leibeigenschaft. Grundsätzlich sollte man Witze über Minderheiten und Randgruppen unterlassen. Allerdings darf man Witze über dumme Menschen machen – ist ja schließlich keine Minderheit in Deutschland.

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