Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Zum zweiten Mal konnte ich am Kölner Wissensforum teilnehmen. Veranstaltet wurde das Wissensforum im Maritim Hotel von Speakers Excellence, einem Kunden meines Brötchengebers. Durch diesen Umstand gab es daher Freikarten. Darüber freut man sich bei einem Preis für das günstigste Ticket in Höhe von 139 Euro schon mal.

Auf dem Programm standen sieben hochkarätige Redner, wobei zwei von ihnen meiner Meinung nach wirklich hervorragend waren. Die Vorträge von René Borbbonus und Dieter Lange haben mich nicht nur begeistert, sondern auch ein Stück weit vorangebracht. Und genau darum geht es für mich bei so einer Veranstaltung. Impulse für den Alltag mitzunehmen. Borbbonus sprach nicht nur darüber, wie eine Rede so gestaltet werden kann, dass sie das Publikum mitreisst, sondern liefert selber auch den besten Beweis dafür. Wer nach seinem Vortrag immer noch „Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit“ verwendet, der hat in die Veranstaltung investiert ohne dafür jemals einen Return of Invest zu bekommen. Gut auf den Punkt brachte Borbbonus auch, wie grausam der typische Einstig mit der Nennung des eigenen Namens sein kann. Dabei ist gerade ein spannender Einstig wichtig, um die Zuhörer „bei den Ohren zu packen“. Nebenbei erfuhr das Publikum auch, warum Deutsche eigentlich Müll nicht trennen können – er hat nur eine Silbe.

Dieter Lange ist nicht nur viel gereist, sondern hat aus unterschiedlichen Kulturen eine Menge Weisheit mitgenommen, an der er das Publikum teilhaben ließ. Sein Credo, zugleich auch Titel eines Buches von ihm „Sieger erkennt man am Start – Verlierer auch“. Fast alles hängt von der eigenen Einstellung ab. Der Fluss des Lebens, den er aufzeichnete, verdeutlichte, wie fatal unsere Suche nach Glück sein kann. Wer glaubt, durch bestimmte Dinge wie Kinder kriegen, heiraten oder anderes endlich glücklich zu werden, unterliegt schon dem ersten Grundirrtum. Für mich landet das Buch von Lange ganz weit oben auf meiner Wunschliste.

Vieles von dem, was man hört, vergisst man recht schnell wieder. Aufschreiben hilft nur bedingt, denn die meisten neigen dazu, wenn sie wieder im Alltagsgeschäft stehen, diese Notizen nicht mehr zur Hand zu nehmen. Von zwei anderen Vorträgen gibt es dennoch etwas, was ich behalten habe. Dr. med. Sabine Schonert-Hirz brachte im Zusammenhang mit einem gedemütigten Menschen, der sich selber für wertlos hält, ein sehr schönes Beispiel aus ihrer Arbeit. Dem Patienten hielt sie einen 20 Euro-Schein hin und fragte ihm nach dem Wert. „20 Euro“, war die korrekte Antwort. Dann zerknüllte Schonert-Hirz den Schein, warf ihn zu Boden, trat drauf, hob ihn wieder auf. Nach dem sie den Schein wieder auseinander gefaltet hatte, fragte sie erneut nach dem Wert des Scheins.

Auch wenn ich Matthias Herzog nicht in allen Dingen zustimmen konnte, gibt es ein paar Aussagen, die uneingeschränkte Gültigkeit haben. Ohne Willen, Spaß an der Sache und Disziplin geht nichts. Der Angst muss man sich dabei genauso stellen wie man den Schmerz als Freund begrüßen sollten. Genau diese Erfahrungen mache ich beim schreiben.

Zu Alexander Hartmann als Redner kann ich nichts sagen, denn während seines Vortrags weilte ich beim Friseur. Nicht absichtlich, denn den Termin hatte ich bereits vor Wochen gemacht in der Annahme, dass das Wissensforum vormittags stattfinden würde. Zwecks Optimierung der eigenen Fortbewegung bin ich gestern daher mit Jacket und Fahrradhelm durch die Kölner Innenstadt geradelt. Zeit zum Essen hatte ich auf diese Weise nicht. Angesichts der Preise für einen trockenen Laugenbrezel im Maritim, die allen Ernstes vier Euro dafür haben wollten, hielt sich mein Hunger auch in Grenzen. Alles eine Frage der Beherrschung. Dafür waren DER CHEF und ich abends thailändisch essen.

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