Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Dienste wie flickr, Technorati, del.icio.us und cocoment ermöglichen eine Vernetzung der Akteure im Internet und schaffen ein globales Dorf. Es ist aber vor allem eine Vernetzung von Daten, die durch Web 2.0 geschaffen wird.

Nicht mal durch die Hintertür entsteht der gläserne Bürger. Per Mausklick lässt sich abfragen, was er fotografiert, liest, schreibt und kommentiert. Für den Staatsschutz ein wahres Informationsparadies. Es wäre daher nahliegend, auf sämtliche Errungenschaften des Webs zu verzichten, verschlüsselt zu kommunizieren, seinen Blog zu löschen und im Netz nur noch über mehrere anonyme Proxie-Server zu surfen.

Genau das aber sollte nicht gemacht werden. Denn ein Mittel zur Unterdrückung ist die Einschüchterung. Die Bürger eines demokratischen Landes sollten sich gegen jegliche Form der Einschüchterung zur Wehr setzen. Ein Staat ist nichts ohne die Menschen, die in ihm leben. Freie Meinungsäußerung ist ein Gut, daß sowohl den Staat als auch seine Bürger auszeichnet.

„Es bedurfte nur eines Menschen, um das Web zu entwickeln, aber es wird eine ganze Generation von Anwälten benötigen, um es zu ruinieren.”

Ein wesentlich größere Gefahr droht der freien Meinungsäußerung aber nicht von staatlicher Seite, sondern von findigen Anwälten, die in der Möglichkeit der Abmahnung quasi den Stein der Weisen gefunden haben. Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht einem Blogger oder Domaineigentümer mit vorgehaltenem Paragraphen gedroht wird. Selbst Organisationen, die sich für die Einhaltung ethischer Richtlinien stark machen, schrecken nicht davor zurück, schweres Geschütz aufzufahren, wenn ein Schatten der Wahrheit ihre strahlendes Antlitz verdunkelt.

Gerade dann aber zeigt sich, wie hilfreich die Vernetzung durch das Internet sein kann. Betroffene erfahren zum Teil ein sehr hohes Maß an Solidarität. Ungerechtigkeit tritt eine Lawine los, die in vielen Fällen den Urheber überrollt.

Das Web 2.0 mag ein Ort sein, an dem Überwachung sehr einfach möglich ist – das gilt aber in beiden Richtungen. Noch nie gab es eine Zeit, in der die Verletzung von Menschenrechten, die Manipulation von Meldungen und die Zensur von Wort und Bild so schnell offen gelegt werden konnte. Der Einzelne mag zwar nur ein Tropfen im Ozean sein, aber viele Tropfen werden eine Welle. Eine Welle die sich ausbreitet.

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