Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Unsere Gesellschaft hat mit dem Trinken ein Problem. Wir trinken im Alltag nicht nur zu wenig Wasser und zu viel Alkohol.

Volksdroge Alkohol

Betrunkene Film- und Fernsehstars, beziehungsweise erfolgreiche Schauspieler mit Alkoholproblem — eigentlich nichts Neues in Deutschland. Zumal auch der Durchschnittsdeutsche gerne trinkt. Mindestens zu besondere Anlässen. Oder, wie es einer der ganz Großen mal ausdrücke:

Ich hasse Silvester, da saufen auch die Amateure!
Harald Juhnke

Sofern die besonderen Anlässe fehlen, erfindet man sich selber welche. Zum runterkommen nach Feierabend (das berühmte Feierabendbier), den Kochwein und was wir nicht alle kennen. Insofern sind die jüngsten Vorwürfe gegen Till Schweiger etwas merkwürdig. Eigentlich müsste doch eher ein Aufschrei durchs Land gehen, wenn er nüchtern auf der Arbeit erscheint. Oder nicht prügelt, denn das gehört oft auch zum Alkoholkonsum dazu. Davon kann die Opfer häuslicher Gewalt zahlreiche Lieder singen.

Viele haben allerdings kein Problem mit Alkohol, sondern eher ohne. Die Droge ist eine billige Flucht aus der Realität, mit massiven gesundheitlichen Folgen. Die werden allerdings kleingeredet. Zum einen, weil Alkohol eine riesiges Geschäft ist, zum anderen, weil er nicht ohne Grund als Volksdroge bezeichnet wird. Trinken ist mehr als nur gesellschaftsfähig, es ist in weiten Teil auch der Kitt, der die Gesellschaft zusammenhält.

Während Vegetarier und Veganer immer weniger merkwürdige Blicke auf einer Party ernten, hat sich bei Menschen, die keinen Alkohol trinken, nicht wirklich geändert.

Warum wir trinken

„Wie, du trinkst nichts? Bist du mit dem Auto da?“ — solche oder ähnliche Sprüche dürften viele von uns kennen. Wer nicht mittrinkt, bleibt am Rand. So kenne ich das bewusst seit meiner Jugend. Damals mochte ich zum Beispiel kein Bier — das kam nicht so gut an.

Interessant beim Trinken ist auch die Menge, oder wenn man so will, die angebliche „Kontrolle“ über den eigenen Alkoholkonsum. In der Schulzeit kursierten Geschichten über Mitschüler, die sich richtig volllaufen ließen und merkwürdige Dinge getan haben. Damals sprach man noch mit einem Hauch Bewunderung darüber. Zumindest, wenn es Ausnahmen blieben. Wer nämlich regelmäßig betrunken war, wurde genauso merkwürdig angesehen wie die, die keinen Alkohol anrührten.

Trinken, aber in Maßen. Eigentlich ist das eine ziemliche Lüge, denn Alkohol enthemmt. Mit zunehmender Menge schwindet die Selbstkontrolle. Maßvolles Trinken ist nur dann möglich, wenn man sich an Alkohol bereits gewöhnt hat.

Nun möchte ich trinken von Alkohol nicht verdammen. Es wäre auch unglaubwürdig, da ich selber gelegentlich gerne Wein trinke. Womit wir dann schon beim nächsten Problem wären. Was bedeutet „gelegentlich“? Es gibt eine medizinische Definition und die persönliche Auslegung, die persönliche Auslegung. Die wiederum wird vom eigenen Grad der Abhängigkeit bestimmt.

Alkoholismus in der Gesellschaft

Lese ich mir jetzt das Geschrieben durch, wundere ich mich gerade selber. Über Alkoholismus in der Gesellschaft wollte ich eigentlich nichts schreiben, sondern nur einen launisch-witzigen Text über Till Schweiger. Irgendwie scheint mir das dann mit dem Trinken an sich wichtiger gewesen zu sein — darüber mal ein paar Gedanken zu verlieren.

2 Kommentare

  1. Vielleicht ist das, was wir von und über Till Schweiger lesen, für manche heilsam? Es ist leider so, dass wir uns wenig Gedanken darüber machen, wie ungesund Trinken von Alkohol ist. Selbst kleinste Mengen, hab ich gelesen, sollen der Gesundheit eben nicht zuträglich sein. Dabei liest an doch immer die schönen kleinen Anekdoten über alte Omas und Opas, die mit ihrem fast schon biblischen Alter als Leumundszeugen für ein tägliches Gläschen genannt werden. Nun, Helmut Schmidt hat gepieft wie ein Großer. Trotzdem ist er sehr alt geworden. Das ist die Hoffnung, die manche hegen – egal ob beim Alkohol oder beim Tabak. Ich bin seit über 20 Jahren vom Rauchen weg und mit dem Alllohol dürfte das schwierig werden. Seit Januar habe ich (aus gesundheitlichen Gründen bzw. weil ich den Rat meines Arztes ernstgenommen habe) vollständig auf Alkohol verzichtet. Bis auf 2 Pils, die ich mir erlaubt habe, als wir kürzlich einmal aus waren. :-)

    1. Bei den Anekdoten gehe ich mittlerweile davon aus, dass es einfach Menschen sind, die Glück gehabt haben — und vielleicht ein kleiner Teil genetische Veranlagung spielen auch noch mit rein. Die meisten von uns werden aber eher nicht ein biblisches Alter erreichen, wenn sie sich täglich ein Gläschen gönnen oder Rauchen wie ein Holzkohlegrill im Sommer.

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