Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Als deutsche Traditionsunternehmen kann Siemens auf eine lange Geschichte von Negativschlagzeilen zurückblicken. Verantwortung ist dabei nur eine Randnotiz.

Klimahysterie als Unwort

Die Jury „Unwort des Jahres“ gab heute bekannt, welches Wort sie für 2019 gekürt hat. Das Rennen machte „Klimahysterie“. Mit dem Begriff wird zunehmen versucht, das Engagement von Menschen zur Rettung des Klimas zu pathologisieren. Dabei hat der Begriff „Hysterie“ schon eine lange, abwertende Tradition. Persönlich finde ich die Entscheidung der Jury richtig. Allerdings verbinde ich mit der Wahl wenig Hoffnung, dass sich in den Köpfen der Leugner des Klimawandels irgendetwas bewegt. Wie starr die „weiter so“ Haltung ausgeprägt ist, zeigt auch das aktuelle Beispiel des Siemens-Konzerns.

Ganz nebenbei bemerkt sollte die Jury im Übrigen dringend ihre Website überarbeiten lassen. In der aktuellen Form ist sie einfach nur abschreckend. Selbst mit TYPO3 lassen sich Gerüchten zu Folge auch schicke Seiten machen. Und ja, auch für Sprachkritiker gilt: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.

Zurück aber zu Siemens. Mit seiner Entscheidung, an einem Auftrag aus Australien trotz Protestes festzuhalten, zeigt der Konzern Klimaaktivisten die kalte Schulter und stellt Kommerz über Verantwortung. Ehelich gesagt verwundert mich das eher weniger. Wenn ich mit hier in meinem Blog umschaue, finde ich so einig Texte zu Siemens. Etwa die angemessene Form der Bezahlung oder aber Bestechung von Betriebsräten. Recherchiert man im Netz, stößt man dort auch auf andere, sehr fragwürdige Vorhaben. Etwa den geplanten Wiedereinstieg in die Atomkraft.

Siemens steckt im Dreck

Siemens steckt im Dreck

Unschuldsengel Siemens

Siemens ist wahrlich kein Unschuldsengel. Auch in der NS-Zeit ging der Profit über alles. So verdiente man unter anderem kräftig an der Ausbeutung von Zwangsarbeitern. Auch wenn sie der Konzern in der Gegenwart modern gibt und sich an Greenwashing versucht, die Geisteshaltung ist immer noch dieselbe. In erster Linie fühlt man sich seinen Aktionären und Geschäftspartner verpflichtet.

Daher liefert man auch die Signaltechnik für den Zug, der aus einem umstrittenen Minenprojekt in Australien die Kohle abtransportieren soll. Vertrag sei schließlich Vertrag, und müsse an seinen Ruf als verlässlicher Partner denken. Nachhaltigkeit ist für Konzernchef Joe Kaeser vermutlich nur so ein Modewort, das für ihn im und wie ein alter Kaugummi anfühlt. Demonstration von Klimaschützern oder der Gesellschaft für bedrohte Völker — egal.
Geradezu diabolisch ist es, auch noch der Klimaaktivistin Luisa Neubauer einen Aufsichtsratsposten anzubieten. Diese hat jedoch umgehend nicht nur abgelehnt, sondern einen Siemens demaskierenden Gegenvorschlag gemacht: Man solle doch einen kritischen Wissenschaftler in den Aufsichtsrat berufen. Das wurde natürlich abgelehnt, man habe schon genügend Expertise im Aufsichtsrat, hieß es.

Australien brennt, die Welt schaut zu. Und Siemens möchte Kasse machen, statt sich seiner Verantwortung zu stellen. Auf solche Familienangehörigen kann man getrost verzichten.

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