Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Das Thema Selbstfahrende Autos hat ist mehrdimensional. Es gibt die rein technische Ebene, die moralischen Fragen und neben vielen anderen Dingen auch die Freude am Fahren.

Fahren ohne Fahrer

Wenn ein Auto eigenständig fährt und der Besitzer nur noch Fahrgast ist — manchen Menschen ist das nicht geheuer. Sie fühlen sich plötzlich abhängig von der Technik. Zum Passagier degradiert. Dabei wird übersehen, dass es schon längst Forme des unselbständigen Fahrens gibt. Als Kinder saßen wir auf Rückbank. Und schlimm fanden wir das nicht. Wer sich als Erwachsener ein Taxi ruft, Beifahrer ist, der sieht auch nur zu, wie jemand anderes fährt. Gleiches gilt für viele von uns, die mit Bus, Bahn oder Flugzeug unterwegs sind. Mit dem Unterschied, dass man da nicht mal mehr Kontakt zu demjenigen hat, der das Fahrzeug steuert. Man vertraut der Person, glaubt, das „befördert werden“ eine zumeist sicher Sache ist. Selbstfahrende Autos sollten eigentlich aus diesem Grund kein gruseliger Gedanke sein.

Selbstfahrende Autos

Gustavo_Belemmi / Pixabay

Selbstfahrende Autos machen abhängig

Ein weiteres Argument derjenigen, die Selbstfahrende Autos für zumindest suspekt halten, ist die Abhängigkeit von einer Maschine. Man wüsste nicht mehr, was eigentlich genau passiert. Bei selber fahren sei das anders. Ist es das wirklich? In den heutigen Automodellen ist so viel Technik verbaut, so viel kleine elektronische greifen in das Fahren bereits ein. Bereits ein Antiblockiersystem stellt ein Hilfsmittel dar, welches dem Fahrer die volle Kontrolle entzieht.
Schaut man in andere Bereiche, wird das Argument lächerlich. Aufzüge, Computer, Smartphones. Wir steuern nichts mehr selber, sondern nutzen Technik, die wir vielleicht nur ansatzweise verstehen. Aus meiner Sicht sind Selbstfahrende Autos eine logische Weiterentwicklung. Ein kleiner Einwurf noch für die Leute, die gelegentlich ab Düsseldorf Flughafen fliegen. Wer die Schwebebahn SkyTrain nutzt, wird bereits fahrerlos automatisch befördert.

Technik und Ohnmacht

Wenn Technik in der Vergangenheit Ohnmacht erzeugte, dann lag es nicht selten am fehlenden Wissen. An irrationalen Ängsten. Menschen waren früher auch von der Gefährlichkeit des Reisens mit der Eisenbahn überzeugt. Alles was schneller als ein Pferd war, konnte doch nur schädlich sein. Die Dampfmaschine? Die Ausgeburt der Hölle! Genau so ist es vermutlich auch, wenn wir über Selbstfahrende Autos reden. Wir haben Angst, die von Unwissenheit herrührt. Die Süddeutsche Zeitung betitelte heute einen Artikel über Selbstfahrende Autos mit „In Geisterhand“. Dabei ging es um einen ganz anderen Aspekt, einen den auch ich für ziemlich wichtig halte.
Über die moralische Komponenten schrieb ich vor zwei Jahren in Form einer Kurzgeschichte. Auch hier war es ein Artikel in der SZ, der mich dazu inspirierte.

Kalkuliertes Bauernopfer

Solange nichts passiert, können Selbstfahrende Autos eine feine Sache sein. Kritisch wird es nur dann, wenn ein Unfall unvermeidlich wird. Dafür kann es viele Ursachen geben. Menschliches Versagen, technische Versagen oder einfach Unachtsamkeit. Oder einfach nur ein dummer Zufall. Die Frage ist dann, wie ein selbstfahrendes System entscheidet. Wie es zwischen den möglichen Reaktionen abwägt. Die von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrin eingesetzte Ethik-Kommission hat jetzt 20 Regeln für das autonome Fahren aufgestellt. Das Wichtigste dabei:

Bei unausweichlichen Unfallsituationen ist jede Qualifizierung nach persönlichen Merkmalen (Alter, Geschlecht, körperliche oder geistige Konstitution) strikt untersagt. Eine Aufrechnung von Opfern ist untersagt

Tier- und Sachschäden sollen Vorrang haben vor Personenschäden. Es wird als keine Varianten geben, die Tierschützer und Menschenhassern eventuell besser passt.

Programmierte Entscheidungen

Für Informatiker dürfte sicherlich der Algorithmus der Entscheidungsfindung interessant sein. Wenn bestimmte Kriterien ausscheiden, was gibt dann stattdessen den Ausschlag? In der Materie stecke ich nicht drin, aber besonders viele Optionen um zu einem Ergebnis zu kommen dürfte es dann nicht mehr geben. Ob im Zweifelsfall der Zufall entscheidet? Gott würfelt nicht, aber Selbstfahrende Autos? Grundsätzlich Gedanken machte sich bereits 1942 der Schriftsteller Isaac Asimov in seiner Kurzgeschichte „Runaround“. Darin befinden sich die drei Robotergesetze, auch Asimov’schen Gesetze genannt.

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